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kam dann die im frawenzimmer, auch herren und knecht beschwerlichen an. Sollichs wesen gemanet mich vast an Jörg Willen von der Scheer. Der sagt einest, wie er vor vil jaren auch ein sollichen ernsthaftigen vettern am

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gaistlichen gericht zu Costanz het gehapt, dessen substitut er etliche jar gewesen. Dieweil aber nur er und seine mitgesellen ine gar übel entsessen, heten sie user eim kübel ein hilzine glocken gemacht und die under das dach verborgenlich gehenkt. So dann der alt userm haus gangen, seinen

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gescheften nach, so wer der nechst der böst der hilzin glocken zuglaufen und het frewdt geleut. Uf ain zeit aber, als sie vermaint, er wer userm haus nach altem gebrauch gangen, und darauf frewdt geleut, do het er sich aber im haus verhündert gehapt, indess der under dem dach mit

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dem kübel anfahen leuten. Das het der alt unden im haus gehört, wer dem geschell nachgangen biß under das dach, do het er maister und gesellen an der hilzin glocken gesehen und feindtlich lachen. Wie sie ine nun ersehen, do weren sie gar übel erschrocken. Darauf der alt ie wissen

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wellen, was sollichs leuten bedeuten thette. Letstlich het ims doch der eltest under inen gesagt, sprechendt: »Herr, ir sein so ernsthaft gegen uns, das wir mit dieser hülzin glocken frewdt leuten, wann wir sehen, das ir userm haus gondt.« Darauf het er nit gezürnt oder anders gesagt, dann

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gelechlet und gesprochen: »Wolan, leutet anhin! dank habest du, das du mir die warheit hast gesagt.« Solche red het er mit grosem affect drei oder vier mal repitirt und wer damit ohne allen zorn von inen gangen. Und ich glaub fürwar, so der jung herr und sein compania sollichs gewist

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oder inen fürgefallen, sie hetten im abreiten des alten herren mit einer sollichen hülzinen glocken auch die frewde geleutet. Was soll ich sagen? Das gesündt kundt den alten herren so gern nit sehen hinweg reiten, der alt herr war guetwillig und sucht auch alle ursachen und mittel, zu verreiten. Das

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beschaint sich user dem. Man sas uf ein zeit selbigs winters im alten frawenzimmer ob disch; man het über ain essen zwai nit ufgesetzt, so kompt ainer ungeferdt für den disch, der sprücht, es sei vor ainen kleinen weil herr Conradt von Bemelberg in einem schlitten fürgefaren, der weil zum abt

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Gebharten von Pettershausen, so damals zu Pettershausen vertriben und zu Sauldorf im pfarrhof sein residenz und wonung hett. So baldt der alt herr herrn Conradten von


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_387.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)