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zu gleich wie zu Rom, wann ein bapst stirbt, also war im schloß auch kein justitia mehr. Die im frawenzimmer namen sich des jungen herren oder gesünds sachen nichs an, dergleichen diese auch nit, was jene machten, do ward alle

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frewd bei allen. Nach dem nachtessen und schlafftrunk, darbei sich zu zeiten wunderbarlich hendel zutragen, war under andern kurzweilen diese, das sich der jung herr und das gesündt, so unverheirat und des nachts im schloß bliben, in der alten gesündtstuben uf die benk umbher, uf pfulben,

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die man von cammern abher trueg, sich legten und nit gleich zu bet giengen. Alsdann, welcher den bösten schwank oder bossen sagen konte, der war maister. Do het einer seltzame ding, so fürgiengen, gehört. Zu zeiten warden seltzame anschleg herfür gebracht. Der ein arguirt, wie

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der Bodensee abzugraben und wo, auch was seltzams dings darin würd zu finden sein; der ander redt darvon, wie die Tonaw bei Dutlingen abzufieren were, damit sie für Mösskirch anhin flüße; der dritt wolt ein runden berg hünder den hofgarten, zu gleich dem Zolrer oder Heberberg, bawen;

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der viert das, der fünft ain anders. Mit solchem quodlibetiren ward mehr, dann die halb nacht zugebracht. Nichs destoweniger so muest es finster sein, und stelt man alle nacht ein großmechtig glass mit dem bösten wein uf den disch, do dorft keiner drinken, dann in der finstere. So

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etwar umbgestoßen, were er gestraft worden, der gesellschaft gefallen nach. So dann die compania schlefferig, so gieng man erst zu bet. Des morgens ward lang geschlaffen und nachgends von andern kurzweiln geratschlagt, was man uf den abendt thon welt. Wann aber die zeit sich neheret,

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das die diener den alten herren wider holen sollten, do henket menigclich den kopf und warden alle stunden ußgerechnet, wann [847] er komen solt. Es fragt ihe einer den andern: »Lieber, hast in noch nit über den Westerberg sehen reiten?« Der ain sprach: »Ich hab wol vier

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pferdt gesehen, ich glaub aber nit, das ers seie.« Der ander sprach: »Ich glaub auch nit, das er hinnacht kom.« Do waren dann die jungen corales, deren der alt herr stettigs vier im schloß erhielte, die liefen hin und wider, als ob inen die füeß weren verbrent. Die hetten dem alten herren

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erlaupt, mit guetem willen, das er in aim ganzen jar nit wider komen were, und wann er dann vorhanden, so waren alle sachen wider im alten trappen, wie man sprücht. Das


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_386.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)