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Es kam darzu, das er [Blasius] seine sachen verbössern, stalte nach der pfarr zu Bochingen, mit erlauptnus obgehörts seins herren collatoris. Dieselb pfarr wardt im von graf Hanns Wernhern verlihen. Hernach als graf Hanns

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Wernher gestorben und die herrschaft an sein sone, graf Froben Christof, erblichen kommen und derselbig domaln in der herrschaft zu Oberndorf, wolt sich der pfaff in alle gesellschaften bei dem herren eindringen, insonderhait zu denen zeiten, das man den pfaffen nit leiden mocht. Man

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wust nit, wie man des pfaffen mit glimpf solt abkommen, dann man wolt in nit haißen hinweg geen. Aber es wardt neben andern drachten ein barbenroggen ganz zierlich und wol zugericht, den stalt man dem hungerigen pfaffen für und ließ in darvon schlampieren. Er wardt umbsetzt, das

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er seins gefallens nit weichen kont. Man het das morgenmal nit zum halben tail eingenommen, der barbenroggen fieng an zu operieren. Der pfaff wer gern zur thür hinauß gewest, aber man wolt ine nit gleich herfür lasen. Hinden[841]nach fieng es an übel zu stinken und die vorbotten zu

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kommen. Also ließ man in vom disch herfür. Er konte blößig zu der thür kommen, der pfaff ließ ein lauten furz und schiß damit die hosen voll. Es war iederman fro, das der pfaff geschwindt zu der thür hinauß kam. Also schampt er sich so übel, das er hinnach nit mehr kam; so

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kont man sein auch gar wol entperen. Nit lang darnach ist er bei den bösen lustigen katzen, etlichen handtwerkern und andern in einer zech zu Oberndorf gewest, und nachdem sich der guet alt pfaff seiner sterke vil berüempt, ist ein gewette beschehen, ob er ein ackerross beim schwanz

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halten künde. Der pfaff hat sichs undterstanden und ein ross beim schwanz mit allen seinen creften gefasst. Also hat einer under der gesellschaft das ross anfahen rennen; der voll pfaff hats nit erhalten künden und ist ein gueten weg über stauden und steck gefiert worden. Und wiewol

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er das ross gern het geen lasen, so hat er doch die hendt so gar mit dem rosschwanz beschlagen gehapt, das er ein guete weil geschlaift, zwen zeen ußgefallen und sich sonst ganz übel zugericht hat. Er ist hernach solchs geschefts müeßig gangen. Mitler weil als dieser herr Blesi pfarrer

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war zu Bochingen, begab sich, das einsmals der hagel gar übel daselbst hauset und alle früchten darnider schlueg. Herr Blesi het mit den armen leuten ein groß betauren


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_378.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)