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ain lewe ist, so hab ich ir doch nie kein gesehen.« Es wardt sein gnug gelacht. Umb dieselbig zeit, als er uf sontag vor Ulrici abermals predigen solte und wenig uf die predig studiert, wuste er nit, was er sagen solt, iedoch nam

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er den gemainen locum der bösen, ungelerten prediger an die handt und fieng an die zuhörenden pauren irer vollen, dollen weis halb zu strafen. Under anderm aber sprücht er: »Ich lere und sag euch vil von gueten werken und tugendthaften worten, deren prauchen ir kains, sonder das

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widerspill. Ist alles an euch verloren und hilft nichs, darum will ich hinfürter schweigen und mein redt, sovil müglich, bei euch sparen. Aber doch noch eins mueß ich euch sagen: Am mitwoch ist sant Ulrichs tag und am aubent darvor ist guet rieben sehen, darnach wüst euch zu richten!« 

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Den nachgenden ostertag prediget er nit im schloß zu Zimbern, sonder in ansehung das der graf domals nit anhaimsch, prediget er den pauren im dorf Herrenzimbern. Nun het er die nacht ein osterspill bei den pauren gehapt und den Salvator zu miternacht ufgehept und uf den altar gestellt.

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Derhalben am ostertag prediget er heftig wider die Juden, daz sie die urstende nit glauben welten; darumb, sprücht er: »Christus ist warhaftigclichen erstanden als ain warhafter Got, und alda stat er (damit zaigt er mit der handt uf das bildt, so uf dem altar stande), so frei, als ein aff.« Es

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wolten sich die pauren sein zu krank lachen. In somma, wie der pastor und hirt, also waren auch seine schaff im dorf, die er waiden solt. * [1451] Das war disem pfaffen was sicherer, dann dem dechant zu Suldorf, hieß herr Hanns Väsle. Der prediget

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bei wenig jaren, dieweil er aber uf die predig nit studiert, do kam er an die roten bert. Von denen predigt er und sagt, es weren gemainlich dieselbigen gesellen lose leut, in ansehung das man finden, das Judas auch ain rotten bart getragen. Was sollt beschehen? Die bauren mit den rotten

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berten, under die es kam, waren mit dem pfaffen nit zufriden, rottierten sich, hat sich lang hernach nit under sie lassen dörfen. * * [1547] Das ist deren dorfpfaffen studium, also üben sie[1] gemainlich sich uf ire predigen und das gotzwort den

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armen underthonen zu verkünden, welches denn nit allain


  1. sie] hs. sich.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_376.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)