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haus zu Speir das macht ein grosen lerman; geschach vor der vasnacht dergestalt. Es het grave Johann Christof von Zimbern ein französischen diener, hieß Johann Gorcier und war userm herzogthumb Berry gepürtig; den het er mit im

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zum ersten mal user Frankreich geen Straßburg gebracht, auch hernach wider mit sich in Frankreich genommen und wider herauß; kam dahin, das er schier weder deutsch, oder französisch kunt. Der war nun neben andern dienern iezmals auch zu Speir. Begab sich, das er nach dem

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nachtessen, als er bei andern dienern im marstall und ganz finster war, in einer wannen habern holen wolt, und wiewol derselb in einem alten haus lag, darin niemands wonet, darin dann das gespenst zu manichem mal vil geferts und wesens het, so het er doch kein forcht daruf, sprach zum oftermal,

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er förchte nur die lebendigen und nit die todten. Derhalben geet er unerschrocken hinuf, nimpt den habern in die wannen und get darmit die stegen also finster widerum hinab. Was soll geschehen? Wie er die stegen anfacht hinab zu geen, so hört er etwarn gegen ime hinauf geen. Er schweigt und

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geet fort. Indess, wie sie uf der stegen zusamen kommen, so ist im nit anders, als ob er mit kaltem wasser überschitt werd; darneben so erwischt in etwas bei der nasen, als ob es ine mit zwaien gespalten fingern anrüre. Damit entgeet ime alle chraft, felt mit der wannen mit habern die stegen

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hinab, uf ein sechs werkschuch von der stiegen hinauß. Mitler weil wie das gespenst mit dem gueten Gorcier also handtirt, muesten die andern diener mit dem fuettergeben uf ine warten. Es war auch graf Johann Christof selbigs aubents im stal, der schickt ain andern diener hernach, die

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sachen zu befürdern, damit die pferdt ir fuetter und zu ruhen mechten kommen. So findt derselbig den Gorcier sampt der wannen uf der erden ligen und fast hirchln. Wie er nun das anzaicht, kompt menigclich herzu, das wunder zu besehen, dann der guet man lag, als ob er todt, kunt weder

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reden, schreien oder ainich leblich zaichen von ime geben, allain das zu zeiten er dief hürchlet und den athem holet, und lag auch nit, als da einer ein stegen [835] hinab felt, sonder als wann man ine het hinab getragen und mit allem fleis also gelegt, zu dem stande die wannen mit dem habern

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neben ime, darauß war nit ein einigs körnlin verreret oder verschüttet, weder uf der stegen, oder hieniden uf dem boden; auch sah man urscheidenlich, das im die nasen


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_368.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)