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wolt sie herzog Reichardten vom Hundtsruck geben, dann sie vermaint villeucht, er kündts am basten erziehen. Es [war][1] ain sollicher öder balg, das ich glaub, der jung herzog hab sie über zwai mal nit mit seinem nachtbelz überdeckt

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gehapt. Aber der herzog wolt sichs nit beladen, vermaint, er wer ir nichs schuldig. Was geschach? Das ellendt weib befliß sich, so man uf den römischen könig warten wolt, auch zugegen zu sein, het das kündt uf eim arm und beclagt sich gegen menigclichem, der von Sümmern welt ir

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nichs von des kinds wegen geben, das doch sein wer. Das halbtail wust nit, wen sie mainet, und war der argwon uf Zimbern gerathen. Doch wust man nit, welcher. Herr Wilhelm, truchseß, der elter, war dozumal des römischen königs hofmaister, der spotet grave Wilhelm Wernhers

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hiemit, sprechendt: »Min vetter, wie halten ir hus, das man ewere kinder uf der gassen umbher tregt?« Aber es wardt verlachet und wust man hernach wol, das es den jungen herzogen antraff. Bemelter herzog het vor etlicher zeit darvor angericht, daß dieselbig guet dürn mit anderer

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gespilschaft in die zimbrisch behausung kam. Aber der tomherr war so geschwindt, markt den bossen; also, wie sie sahe, das sich niemands iren beladen, do blib sie selbs dussen. Der alt herr Wilhelm het sonst vil gespais getriben, zu graf Wilhelm Wernher sprechendt: »Ach min vetter, ich höre,

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ir hapt ein jungs zinslin in einem kefigt sitzen in iberem hus.« Der graf wust hievon nichs zu sagen, markt wol, das etwas an der sach und das der tomherr, sein vetter, solche hendel hett; war haimlich gar übel zufrüden, iedoch wardt die sach zum bösten verstrichen, als man konte.

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Aber die warhait zu sagen, so man ain guete haussucheten het gethon, würd man selten gefellt haben, man het mer huren im haus, dann betbüecher, gefunden. Wie der tomherr gewahr wardt, das im herr Wilhelm der alt ein sollichs corollarium bei seinem herren vetter zugerüst, do pracht ers

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durch mitelpersonnen dahin, das meisle, so sein son Otto, truchseß, erhielt, das es auch für sein alten vatter kam. Der war vil würs der sach zu pass und vermaint ie nit, das sein gaistlicher son mit sollichen weltlichen hendeln sich bekömmern sollte. Bald hernach kam Petter Echter geen

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Speir, war kurzlich darvor user Italia geraist. Denselben


  1. war] so dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_366.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)