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do hetten die herren gebrüder ain schlaftrunk in ainem klainen stüblin, war oben uf. Das sollt nur niemands wissen, aber der preceptor Cristof Mathias markt das, und wie er dan ain getrewer, gutherziger man war, der stettigs

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besorgt, es würde den jungen herrn[1] was nachtail begegnen und das sie zum wenigsten villeucht die Franzosen mögten fürschlagen, do het er ain groß betauren darin. Darum, als in was ahnet, es gieng nit recht zu, do schlich er durch den garten und trueg ain laiter mit sich, dann vornen zu

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allen thüren verrüglet, das ime unmüglich gewest, one ain großen lerman daselbst hinein zu kommen. Derhalben lainet er die laiter ußerhalb an, stieg hinauf, zu vernemen, was doch für ain gesind verhanden. Es machten aber die weiber den argwon, die etwas laut waren und nit möchten

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gebaschget werden; do kunt das hinaufsteigen so verborgenlich nit beschehen, man erhert daoben im stüblin das rauschen und scharren an der wandt, darab die herren, auch die ander nit wenig erschrocken und wol gedenken künden, das es der man im großen bart wer. Damit man sein an

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dem ort mit eren abkeme, do war graff Johann Cristof nit unbehendt vom disch uf, zuckt ain schwert, spricht laut, das es der preceptor vor dem fenster wol heren könnt: »Nun hab ich all mein tag ain lust gehapt, mit dem schwert zu jenem fienster hinauß zu stechen,« fasst damit ain stich,

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gebaret, als ob er hinauß stechen wellte, welches der preceptor alles sehen und heren möcht. Darum so sumpt er sich nit lang vorm fenster, rumplet geschwindt die laiter hinab. Das mocht aber so bald nit beschehen, die laiter fieng an zu rautschen, und ehe er hinab kam, do fiel die

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laiter mit ime an ain seiten uf ain vogelstangen, die daselbs ufgemacht. Die hueb im den fal uf, es het sonst ain wüesten lerman geben. Und wiewol der fal im stiblin doben wol erhert ward, so ward es doch verdissimulirt, und dausset der preceptor mit seiner laiter wider darvon, war fro, das

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er nit arm und bain hett abgefallen. Des ander morgens sagt niemands desshalben was zum ander, gieng alles in landtschaden.* Sonst begaben sich gar gueter hendel zu Speir und alles im werenden reichstag. Es war ein guete dochter zu

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Speir, die het ein kindt under den reutern ufgelesen; das


  1. den jungen herrn] hs. des jungen herr.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_365.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)