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schlossen, sie welten doch ainmal ein guete warme stuben in werender kelte machen. Das ward nun fürgenommen uf ein gerichtstag, wie man vermaint, der alt herr so baldt nit würde user dem cammergericht kommen, zu dem er im gebrauch,

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so baldt er haimkame, gieng er selten in die stuben, sonder hinuf in sein kammer und liberei. Daruf do wardt die gröser stuben eingehaizt, nit anders, als da es ain rechte badstuben were. Es sas iederman, sonderlichen wie graf Johann Christof vom disch kam, still in der stuben, dann

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also het mans mit ainandern angelegt und thette niemands dergleichen, als ob im haiß were. Nun konte aber graf Johann Christof keine warme stuben wol leiden, zu dem das er so ganz karg war übers holz, darumb war er ganz übel zufriden über die knecht. Es sprach ain ieder: »Es

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ist nit sonders warm hierin«, der ander sagt: »Es wer mir eben recht also«; der dritt sprach: »Man kan sie sonst dieser grosen kelte nit erretten«. Der graf war engstig, lauft in eim zorn hinauß, thuet vil holz userm offen, begeusts und leschts, lasts wider abwegs tragen. Noch war die stuben

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dermasen erhaizt worden, das mit der hitz noch kein nachlassen. So het es aber desselben tags ein kurze audienz geben und kam der alt herr über der andern aller verhoffen nur vil zu baldt ins haus; zu dem so gieng er selbigs mals nit gleich hinauf in sein losament, wie der merertail zu andern

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zeiten beschach, sonder gleich in die haiß stuben. Sie erschracken alle über die masen übel, dann sie wol wusten, das er auch keine haißen stuben im haupt erleiden megte. Er sach umb sich hin und wider, gieng ain mal, zwai, drei uf und ab, sprechendt ganz ernstlich etliche mal:

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»Wer will baden? will etwar baden?« Es gab im niemands kain antwort, sonder man entsas sein zorn, und daussete ie einer nach dem andern user der stuben, welt sich keiner finden lassen. Also wolt er auch nit lenger in der stuben bleiben, gieng hinauf in sein liberei; darbei blib es seinethalben.

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Und ich glaub, er hab wol gemerkt, das ain schalkhait darhünder gesteckt, darumb wolt er sichs weiter nit annemen. Grave Johann Christof macht vil wesens darauß, sagendt: »Ir habt den rechten maister überkomen, haizen mehr [833] also! man wurt ainmal euch gesellen die stuben

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lernen einbrennen.«

* [1514] Uf ain nacht, als der alt herr, grave Wilhelm Wernher, in sein gemach kommen und schlaffen gangen,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_364.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)