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schen den bainen durchzogen und ufs sterkest in der seiten anknüpft; si also mit seiner gespillen für capitel gedretten, do si inen der befelch von der aptissin eröffnet, das sie baide sich bei der gehorsame nackent abziehen sollen, welches

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sie auch nach langer entschuldigung letstlichen thun müßen. Do si aber dem kerle der wurm so unrübig worden, das er sich abgerissen, herfür getrungen und da wie ain bolz gestanden. Derhalb ain tail nonnen den jemerlichen anblick nit sehen mögen, darvon geloffen, iedoch hernach

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der aptissin den rath geben, den kerlen, domit alle sachen verschwigen bleiben, in der stille zu verschicken und mit friden lassen hinziehen. Dem hab die aptissin gefolgt. * Es begab sich aber ein sach, das er dieselbig nacht geen Haidelberg nit kommen, sonder übernacht im veldt,

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ohne gessen und trunken, in aller kelte und schnee bleiben [830] must. Das schickt sich also. Wie sie baide in dem grosen dorf zwischen Erpach und Haidelberg zu imbiß gessen und hinauf uf den weg kamen, ich waiß nit, was sich für reden zwischen inen begaben, sie jagten ainandern

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ain guete weil im feldt umbher, gleichwol nur in schimpf, gedenk, sie hetten das becherle zuvil malen lasen umbhergeen. In solcher gugelfur, als die ein guete weil geweret und sie uf den weg wider nach Haidelberg sich begeben wolten, do verirreten sie, kamen zu weit uf die

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rechten handt. Nach langem warden sie wider uf den rechten weg gewisen, aber es gieng inen, wie gemainlich beschicht, da etwar verstost, kan er hernach nit leichtlich sich widerumb erholen oder user dem irthum bringen, sonderlichen also in winterszeiten und in eim so diefen schnee.

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Somma, sie kamen, gleichwol bei angender nacht, uf Allerhailigenberg, ist der höchsten berg einer, der umb Haidelberg gelegen, und wurt von einer kirchen, die zu vorderst uf dem perg gegen dem Rhein ligt, also genennt. Und gleichwol sie die stat Haidelberg, auch das churfürstlich haus

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darab vor inen sahen, so war es doch so schneefinster, dergleichen hat der windt alle straßen und wege dermasen verwehet, das unmüglich war, sich zu erkennen, auch noch vil sorglicher, bei nechtlicher [weil sich][1] in solche grose windtsgeweheten inzulassen; so war es auch zuvil weit, sich

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hünder sich in ein dorf widerumb zu begeben, waist auch


  1. weil sich] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_359.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)