Seite:De Zimmerische Chronik 3 355.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


selben sampt den ömelein, die ufm baum standen, darauß hernach denen von Buchorn ain groß gespai erwachsen, das man noch darum waist zu sagen.

Uf ain ander zeit do ist iezbemelter kaiser Maximilian

5

abermals gen Buchorn komen und von Bregenz, auch Lindaw den Bodensee herab geraist; do hat er vor seinem abschaiden daselbs zu Buchorn die burgermaister und eltesten[1] für sich erfordert, denen was müntlich[2] zu befelhen. Nun ist es aber selbiger zeit ain warm wetter gewest, und

10

als sich die gwaltigen von Buchorn ußer befelch des kaisers ufm rathaus gesamlet, haben sie sich entschlossen, in der hitz ain gute knollenmilch, welches ain ebne speis für sie war, mit ainandren zu essen, dem sie auch nachkommen. Indess, wie sie in der besten zech, hat der kaiser eilends

15

nach inen geschickt. Dem ist etwas von irem milchessen zu gehörd kommen und etwas vertruß darab, das er uf sie der liederlichen ursach halben warten müeßen. Iedoch, als sie fürkommen, ist im aller zorn vergangen, von wegen das sie, ab seiner bottschaft erschrocken, so heftig haben geilt,

20

das sie zuvor nit so vil weil genomen und die bert hetten geseubert, sonderlich aber den burgermaister, die davornen im kartenspill gewest, sein ganze brückel von der knollenmilch in berten gehanget, welches dem fromen kaiser, den ich holtselligkait halben allweg dem Augusto hab vergleichnet

25

ganz lecherlich gewesen. Der eltest under den burgermaister hat die red gethon und sich, auch seine mitratsverwanten hoch entschuldiget ires langen ußbleibens. Der kaiser hat sich lachens kum enthalten künden, iedoch gesagt: »Ja, ja, es bedarf kains entschuldigens, ich siche wol,

30

ir haben im bret gespillt, dann es hangen euch die stain noch in bärten.« Die guten leut erschracken noch wirs, griffen in ire bert und fanden, das der kaiser war hett, dann die milch blib inen in henden hangen. Dieweil aber der kaiser besorgt, das die umbstender ain gelechter und

35

gespai möchten treiben, darauß ain große confus erfolgt, do fieng er ain ander red an, darum er sie beschickt, und ließ sie mit allen gnaden widerumb abschaiden. Bei unser zeiten sein sie noch des gespais nit über, das man sagt, sie haben bei kurzen jaren iren [1459] burgermaister

40

sampt aim rathsfründt und ainspennigen uf ain tag


  1. eltesten] hs. eltersten.
  2. müntlich] hs. mutlich.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_355.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)