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diser weilen seer vil uf denen jagen und vischereien, die iezundt verbleiben.

Es hett grave Gotfrid Wernher bei etlichen jaren darvor ain secretarium ufgelesen, hieß Paulus Stecher, von dem

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hievor in der landenbergischen vecht auch meldung beschehen. Denselbigen gab der alt herr seinem brueder, graf Johann Wernhern, zu, das er ins landt zu Franken mitraisen, in herbrigen bezallen, auch anders, so die notturft erfordert, verrichten sollt. Wie er nun wider haim

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kam und rechnung thuen sollte (dann etlich hundert guldin ufgeloffen), do het er ordenlichs nichs seins ußgebens halben ufgezaichnet, sonder von tags zu tags sommarie so und sovil somma verthon, war Martin Spangiers rechnung. Der alt herr, grave Gotfridt, war übel zu friden, zu dem im

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fürkam, wie er ine hin und wider ußgericht und verklaint het. Derhalben gab er im mit bösten glimpf und fuegen urlaub. Bemelter Paulus het im geprauch, ein liedlin zu singen, das er villeucht selbert erdichtet, also lautendt:

»Ich bins ain armer, kranker man,
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Schafft als, das ich kein dörfge nit han,
Ich soll aber baldt ains überkommen.«

Damit thet er dann ein kleins springle herumb. Dieß liedlin soll, wie ich bericht, auch nit die wenigist ursach sein gewest, das er beurlaubt worden, dann solchs der herr

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nit leiden mogt. Er hat hernach vil dienst gehapt, auch bei den graven von Sulz, do war er[1] ains mals zu aim junkern worden. Damit man aber sollichs auch zu Mösskirch wissen möchte, do kam er ains mals dahin in die herbrig zum Adler. Er pracht mit ime ain scherer, der het ain ross

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und ain schererbuben, der lief zu fueß und war lagei[2]. Die zwen hetten im geprauch, über notwendige fürsehung in herbrigen zu thuen, damit der junker wol gehalten und im ordenlich und seins gefallens gedienet würde. So die essen ufgehept oder man einschenken solt, Hergot hilf! was grose

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not hetten sie mit irem junkern? Ain ieder under inen wolt im dienen, eintweders ein ander deller fürlegen, oder ein frischen wein einschenken, zankten sich dann darumb. Der knab sprach: »Ei maister, lasen mich dem junkern ain saubem deller bringen!« so sagt dann der scherer: »Junker,

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was geliebt euch weiter?« Der gestalt heten sie ein große


  1. er] hs. es.
  2. lagei] hs. lageei.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_322.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)