Seite:De Zimmerische Chronik 3 321.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Das ich aber wider uf mein angefengte historiam kom, so war under anderm auch abgeredt worden, das einer des geschlechts von Zimbern (dann die grafen von Hennenberg wolten nit allain die preeminenz haben, sonder vermainten

5

auch, es beschehe billich, das man sie von wegen der reputation und sonst haimsuchte und begrüeste) die fraw Appolloniam zu Römhilt holen und geen Mösskirch solte belaiten, und begerten den tomherren zu Straßburg, grave Johann Christoffen, so hernach domdechant alda ward (der

10

war kurzlich darvor ußer Frankreich kommen), das der sie haimsuchen und ir schwester wider geen Schwaben zu irem gemahl solt belaiten. Es erpott sich graf Berchtoldt von Hennenberg, er welte seiner schwester, wo nit gar geen Mösskirch zu seinem schwager, so welt er iedoch ir das

15

gelait uf den halben weg geben. Aber es ward grave Johann Christof seiner residenz halber verhindert, das es nit sein mocht. Do erpott sich sein herr vatter, grave Johann Wernher, damit desshalb [810] kein unwill oder verhünderung entstüende, das er ins Frankenlandt als ain alter raisen

20

welt. Das beschach, und ward er von den grafen von Hennenberg trefenlich wol empfangen und ehrlich gehalten. Er blib weniger nit, dann bei dreien wochen zu Römhilt. Hiezwischen kamen die andern grafen von Hennenberg auch dohin und wardt alle frewdt und guete gesellschaft

25

einandern gelaist. Es het graf Johann Wernher under anderm seinen diener, den vogt von Seedorf, mit sich genommen, den Hannsen Wernherin. Der het nur vil jar nichs gehört, gleichwol er in seinen registern und rechnungen dermasen bekannt ist, unangesehen das er weder schreiben

30

oder lesen kan, und so vertig, das es ein verwundern solte. Mit demselbigen nam sich uf ein zeit grafe Berchtoldt von Hennenberg ains gesprechs an, und wiewol der vogt nit hörte, was der graf sagte, so sprach er doch mertails zu allen reden: »Ja, gnediger herr«, und buckt sich dann dief.

35

Dieweil er aber in vilen reden bejachzete, so sich gar nit ruempt, sprücht der graf: »Ich main, du seiest ain narr«, dann der graf wust nit, das der vogt ein so böses gehörde het. So buckt sich der vogt abermals und sprücht: »Ja, gnediger herr, es ist war.« Der graf lacht, das er mögte

40

zerbrochen sein, dergleichen alle umbstender, so das gehört hetten, und mueste sich der vogt desshalben wol leiden. Dergleichen lecherliche schwenk und sachen begaben sich


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_321.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)