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Panthasileam[1] haben wir noch in unser landtsart, die der ainichen ursach halb nur der schwebisch Reit-Enderle wurt genannt, und das ist namlichen ain edle frawe, ires geschlechts von Schenaw, haist .... Sie hat erstlichs gehapt

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den Ferdinandum von Freiberg[2] zu Kisslegk, hernach hat sie genommen ain jungen von Ratzenried, aber sie hat in bald verbraucht, hat nit vil gesunder zeit bei ir gehapt. Sie hat auch ain iedes pferd, wie wild es joch gewest, künden reuten und besitzen, das sichs menigclich

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verwundert; zu dem sie uf das zemen, satlen und alles, so zu der reuterei gehert, sich wol verstanden. Als der cardinal Johannes Angelus Medices zu bapst worden[3], der ir schwagerschaft halben was verwant, do ist sie hinein gen Rom geritten, uß der ursach, iren dochterman, graff Gabrielen von

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Emps, zu verclagen. Wie wol sie der bapst nit fürgelassen, doch hat er ir ain tausent tukaten geschenkt und sie damit wider lassen hinziehen. Ich hab von dem jungen herr Jergen truchseßen von Walpurg gehert, das er ains mals ain nachpurlichen spann mit ir beritten und besichtiget. Als sie nur

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an ain zun oder hege im feld kommen und die diener nit gleich do gewesen, ufzubrechen, do hab sie dem ross die sporen geben und hinüber gesprengt, sprechend: »Her, kommen hernach! es ist gut do.« Herr Jerg hat sich vor seinem aignen gesind schemen müßen und auch hinüber

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sprengen. Er sagte, im wer sein tag so angst nie gewesen; het mit aller macht hinüber mögen kommen, es hetts auch seiner diener kainer wagen dörfen. * In gleichem fahl haben wir ein erbare und namhafte matron zu Augspurg kent, die hat offenlich in einem panket

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zu Augspurg alle schleckbissle und wollust der music und anders erzelt, ordenlich und mit sonderm ufmerken der zuhörer, und letstlich den beschluß irer rede ohne ainiche schew deren gegenwürtigen angehenkt: »Aber ein spanischer schwanz übertref solche delicias alle mit ainandern.« Hüni

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zum teufel! do wurt bald kirweihe. Die letze hat kaiser Carle der stat Augspurg gelassen, als er das unfletig volk, seine Spanier, dahin gepracht, bei denen alle erbarkait des orts erloschen; dann wie sie an denen orten sich halten, da sie ain claine zeit beharren, das ist Deutschlandt hin


  1. Panthasileam] d. i. Πενθεsίλεία, tochter des Ares und der Otrera, königin der Amazonen.
  2. Freiberg] hs. Freiburg.
  3. bapst worden] als Leo X.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_311.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)