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antwurt begegnet. Villeucht haben die instrumenta und werkzeug irer schwester, der königin Maria, auch was gewürkt. Die grevin von Pointhivre[1] ußer Britannia, die man sonst die fürstin von Estampes genannt und aim

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brittannischen grafen vermehelt, hat er offenlich am hof erhalten; ir eheman hat ir nit genahen dörfen. Sie hat dem könig nit allain uf den dienst gewart, sonder auch sie hat maisterlichen künden zutreiben und in copulativis practicirn. Keine ist am hof, sie seie gleich hoches oder niders stands gewest

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und die ime gefallen, er hat sie durch diß weib zu seim willen gepracht, an dem er sich auch kein gelt noch guet hat lasen betauren. Als er auch uf ain zeit vor des herzogen von Gülch hochzeit zu Bleis[2] war und einer schönen, jungen fürstinen zu gefallen, die im durch underhandlung

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dises schandtlichen weibs bewilliget, ein groß banket hielt, gleichwol niemands oder doch wenig dozumal die recht ursach wiste, het er sich abgestollen und wollt sich mit der jungen fürstinen ersprachen, aber er het sich die nechsten vergangnen tag davor dermasen im frawenzimmer hin und

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wider abgeritten, das er bei ir nichs schaffen mocht und ungehandelt von ir abweichen muest. Wer war angst- und kommerhaftiger, dann der könig? Kompt ußer eim winkel daher und clagt seinem gehaimesten arzet, wie es ime ergangen sei, nempt sich selbs ein arbaitselligen, verfluchten,

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ellenden mentschen, den seine creften so gar zu unzeiten und wider alles sein verhofen haben verlassen und zu schanden gemacht, lobt ime darbei die schöne der fürstin, mit vermelden, was vortheil er hab gebraucht, welches ine doch alles nit fürtragen wellen, bit ine, er welle ime eilends mit

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arzneien sovil behelfs geben, damit er den penitenzer ufbringe. Der doctor vermanet ine abzustehn, endeckt im mit kurzem, wie sorgclich im das alles, einem betagten, fallen mege, zudem auch er sollichs also in der eil nit kinde zurüsten. Also muest der könig dozumal mit seinen armen

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leuten abziehen, und behielt der fürst dieselbig nacht ein frome dochter, gleichwol nit mit irem willen; wol zu achten, sie hab dennost hernach müesen har lassen. Noch ains beschach dem könig dieselbig nacht, des er sich nit wenig schampte. In allem festin so kompt ain Engellender doher


  1. Pointhivre] d. i. Penthièvre; s. oben s. 241, 8.
  2. Bleis] vielleicht statt Bless, d. i. Blois.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_264.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)