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im uf dem weg hin und wider begegnet, auch was seltzamer compania er gehapt, darvon wer wol ein sonders capitel zu schreiben. Er het ain ross, darumb er vorhin zu Tours fünf kronen geben mit satel und zaum; das war ain

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solicher gerader curtault, das er die füeß nit gar zwen zwerchsfinger von boden ufhub; war gleichwol über oder doch allernechst der cheausse, do es aller eben ist, destminder gefärlich, aber uf den Schwarzwaldt oder über des Florentiner gebirg, den Apeninum, het er nit gefüegt. Mit

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selbigem ross macht der grave seiner compania[1], Franzosen und kaufleuten user Britannia, vil kurzweil und gelechters, gleichwol sie ine anders nit kanten, dann das er ein Deutscher und ain scholar were. Und mocht leucht ain stain im weg ligen, die kaufleut schrieen: »Garde, monsieur!

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sehet euch für, herr! ir werden fallen.« Gemainlich auch geschahe es, das er uf die knüe fiel, aber den geprauch het, wann er also uf die knüe fiel, das es nit sorgclich war, dann er thet sich gleich wider uf und, als ob ers verstüende, das er unrecht gethon und sollichs mit einer höflichait welte

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wider herein bringen, so thete er alweg ain kleins sprüngle daruf mit eim lauten furz; des wolten sich dann die kaufleut zu krank lachen. Sie lobten all das ross, allain des gueten schwanks halb; der ein wolt zehen, der ander zwelf kronen darumb geben, woltens verschenken und ain grosen

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dank mit verdienen. Wie sie nun mit ainandern geen Tours kammen, war es des graven gelegenhait, nit lenger uf dem landt zu bleiben, sonder uf dem wasser fürter hinab zu reisen. Darumb thette er den kaufleuten das höflich ross fail, aber die schwatzleut woltens nit, sagten, sie küntens ohne grose

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ungelegenhait nit haim bringen. Des morgens schieden die schwatzleut eins teils nach Britannia, die andern ins Poitu[2]. Der grave verkauft das ross seim würt umb hundert solts und war gleichwol des selbigen gelts auch nit wert. Hernach bestalt er ein nachen, ließ sich hinab geen Somür

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füeren. Da blib er in der kleinern stat und verdingt sich zu ainem procurator die hailigen zeit in die cost. Gleichwol er dieselbig auch nit da blib, sonder, von wegen das im der procurator nur ain dochter verheiraten wolt und andern gefaren besorgen muest, sich unversehenlich hinweg

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thett und biß gen Pont-du-Sel[3] hinab fuere. Daselbs war


  1. compania] hs. copania.
  2. Poitu] hs. Poctu.
  3. Pont-du-Sel] hs, Pontilu sel; s. oben 243, 24.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_258.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)