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casum proponirte, ward in der rede geirret, nemlich das der graf anzaigt, wie er bei wenig wochen ain kinderkrankhait gehapt, die ime das angesicht also, wie augenscheinlich, entschepft, bet er, sie welten ime rathen, damit er nit

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bei seinen freunden oder verwandten verdacht, als ob er villeucht die grösere urslechten, so sonst die Franzosen genannt, überkommen het. In diesen reden aber, die in lateinscher sprach beschahen, war ain missverstandt, dann die kinderkrankhait bei den arzten im latein haist sovil als der

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hinfallendt geprest; wolt aber der graf das periphrastice umbreden; iedoch so verstanden die arzet, als ob der graf solche sucht gehapt. Derhalben der eltest under inen sprücht: »Magnifice domine, ewer angesicht zaigt die krankhait, die wir user ewern reden vernemmen, nit an, sonder das

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angesicht bringt mit sich ein lebliche farb und als ob die urslechten die röte causiren«. Also wardt darauf mit der cura, wie oblaut, gerathschlaget und fürgefaren. Aber das mag ich mit der warhait sagen, das der grave, wie jung gleich er der zeit noch gewest, sich dahin entlichen entschlossen

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und im selbs, wie man sprücht, in ain aidt geben, sich solcher verbottner, unchristenlicher und gotloser künsten hinfüro die zeit seines lebens zu enthalten; dann wie es seim anherren darob ergangen, das ist vorlengst in diser historia gehört worden. Kurzlich darnach kauft er ain ross, schidt

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ab zu Tours bei seinem costherren und raist allain geen Paris, zu erkundigen, wie doch die sachen des järlichen gelts halb beschafen. Daselbst, wiewol der Berman mit dem gelt noch nit ankommen, so waren doch die brief user deutschen landen am hof vorhanden. Darauß kunt er

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vernemmen, das ain edelman, Christof von Landenberg, grave Gotfridt Wernhern abgesagt hett. Hierauf warden die baid jungen graven solcher vecht von bemeltem graf Gotfriden Wernhern getrewlichen bericht und gewarnet, sich wol fürzusehen, damit sie nit durch die groß untrewe und das der

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adel an ainandern hangt, niderlegen. Diese warnung kam inen durch ires herrn vatters brueder zu, iren herr vatter belude sich der sach nichs, schrib inen auch nichs davon. Solche vecht und das seltzame henle vom adel domals under den studenten zu Paris und anderswa macht, das der graf

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sich entschloß, nit lang zue Paris zu verharren, sonder wider hünder sich geen Angiers zu verraisen und sein jüngern brueder zu warnen und in ein bössere sicherhait zu bringen,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_256.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)