Seite:De Zimmerische Chronik 3 254.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


schwachait gelegen und sich niemands des ufkommens versahe, do thett doch der allmechtig sovil gnad, das die natur und die jugendt [769] überwande, und demnach sie mit den arzneien und dann der lesse so vilfeltigclichen geraizt und

5

erzürnt, stieße sie auch also dester greusenlicher und mer auß. Es waren urslechten, die sich einer lepra hetten verglichen, das haupt, der ober leib, die arm und hende, auch die undern schenkel und die füeß war alles wie ain kuchen, das ganz angesicht aller wie ein rinden und dick voller aiter

10

und geschwere. Ich hab kein ußsetzigen mentschen meins wissens, der anders seine glider noch gehapt, nie erkennt oder gesehen, der ain sollichen erschrockenlichen, abschewlichen anblick gehapt. In sollichem allem kunt der medicus kein andern rath oder trost geben, allain das herz sterken

15

und dann neben dem, das die cammer warm wurd mit stettem feur gehalten, die augen und das gesicht erhalten, welches ohnzweifelich auch dahin gangen und aller verschworen, wo nit zeitlich darzu gethon und geholfen wer worden mit einem ganzen saffran, in einem gerstenwasser

20

gesotten und stettigs umb die augen gestrichen; dann so weit solch wasser gebraucht, do erzaigt sich kein urslechten. Aber über den schmerzen und das weder tag noch nacht ruhe alda, sonder stets ach und wee, und sich der krank mit so haißem wammes in seinem gemüet weder regen oder

25

im bett umbkeren kunt, sonder nur wie ain todter mentsch, wie er lag, also auch muest ligen bleiben, do war im am allerbeschwerlichisten der groß gestank, der stettigs ..umb und bei im war, der auch alle apotekische und künstlichs rauchwerk weit übertraf. Aber es muest gelitten sein.

30

Gleichwol, do es mit sollichem überstinkenden geruch und dem schmerzen am allergrösten, do gab der arzet den bösten trost und verhieß, wover der allmechtig insonderhait des orts nit was übernatürlichs würken welte, das in kurzen tagen ein bestendige gesundhait und langes leben hernach

35

volgen würde. Das ließ man nun ain rede sein, dann der arzet was fro, das der grave bei dem leben blib, dann ime menigclichen die schuldt het gegeben und gesagt, er das durch sein unzeitiges eilen, ehe dann er die krankheit und die ursach derselbigen erlernet, versumpt. Das waiß ich

40

wol, das der arzet domals im selbs hoch name und ime in ain aidt gab, sein lebenlang in keiner krankhait mehr, die nit sonderlich acuta wer, zu eilen, sonder vorhin wol zu


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_254.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)