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ware, eitele, gotlose idolatria[1] und abgötterei ist, dardurch der grave ohnzweifenlich Got höchlich erzürnt, wie dann iederzeit kein sünde höcher ie ist gestrafft worden, dann die. Das beschaint sich wol an dem. Wie er den driten

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tag in allem fürnemen und pratik, do stieße ine ain scharpf lendenwehe an, das er von allem lassen[2] muest. Er bekam auch noch selbigs tags gegen abends ein unwillen zu essen. Die nacht thett er kein schlaf nie, schafft das groß wehe in den lenden. Des anders tags kam ein hitz und ließ sich

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sein sach in all weg an, als ob es zu eim fieber sich ziehen welt. Derhalben er bei einem erfarnen medico rath sucht, welcher nach fleisiger erkundigung auch nit anders kunt schetzen, dann das es ein fieber. Derhalben, nach dem die arzet in Frankreich ein gemainen process in den fiebern

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halten, bevor aber in den tertianis, dem selbigen kam diser arzet des orts auch nach, fieng an, sein process fürzunemmen mit digestivis, einer purgation und darauf ain lesse zu der leber. Nun ward aber der graf, unangesehen aller arzneien, ie lenger, ie schwecher. Indess liesen sich die urslechten

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an der stürnen, an den armen und an den andern extremis partibus sehen, die stachen herfür. Das hett darfor weder der medicus, noch iemands anders wargenommen. Wem war domals engster, dann dem medico, das er also precipitanter und schnel gehandlet? dann er selbs bekennen muest,

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das es ganz sorgclich stüende; dorft derhalben kein arznei mehr geprauchen, dann er hievor dieselbigen durch die urslechten, so herauß trangen, wider hünder sich in leib hette gezogen; darzu mit der lesse erst das geplüet gar erzürnt. Derhalben wust er nit, wo hinauß, noch wo hinan,

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und muest den lieben Herrgott und die natur lassen würken, dann der grave so schwach und so bled, das sich sein preceptor und alle assistenten sein gar verwegen. Der grave selbs versahe sich keiner gesundthait mehr, auch bedaucht in wol, es würde an die puntriemen geen, derhalben er auch

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wol erkennen kunt, das in Gott also gestrafft und umb sein groß übersehen so geschwindt angrifen het. Was großen reuwen er darüber, auch das er über alles sein wissen und gewissen gehandelt, den allmechtigen umb verzeihung und gnad, auch umb erstreckung und bösserung seines lebens

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er bat. Iedoch, als er bei zwaien tagen also in höchster


  1. idolatria] hs. idolatia.
  2. lassen] hs. lassten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_253.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)