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und glauben der allergelertesten zum bösten gerathen, do war menigclich fro, insonderhait sein pfarrer und costherr zum hailigen Creuz. Der wardt oftermals von seinen gefatternen und pfarkindern besucht, gleichwol das mermals

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zu unzeiten beschach. Also zu zeiten do schickt er etliche derselbigen gefatternen zu diesem jungen herren über das bet, am morgen oder des abendts spat, causa solatii und von wegen der grosen frewdt, seitmal es so wol ergangen. Die namen dann zu zeiten im die deckin, liesen ine bloß

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und nackend ligen, und war ein seltzame compania. Es waren deren weiber etliche, von denen ichs selbs hab gehört, die ain lust hetten, ine nackendt zu sehen, und mit sollicher fantasei do verkauft der pfaff sein costen meustreck under dem pfeffer und muest der guet jung herr der

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deckmantel sein, gleichwol er den wenigisten schaden thette, wie es dann in der welt zuget. Aber der jung herr ward nach diesem überstandnen strauß so frisch und gesundt, das sich vil leut darab verwunderten, insonderhait seines grosen drinkens halb, das ime doch nit, wie andern

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mentschen, so schwechet, sonder es gab im nichs zu schaffen. Das bewis er zu manichem mal. Es begab sich etwan, das den baiden gebrüedern frembde gest kammen, die warden dann in gemeinem costen underhalten, und nachdem aber der jünger herr, wie iezbemelt, sonderlichen wol besoffen,

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do underredt er sich mit seinem eltern brueder, uf mainung, da sie gest hetten, die frölich weren zu machen, solt der elter mit denselbigen sprachen und inen zureden, er aber wellt mit inen drinken und sie erst recht frölichen machen. Der pact ward also beschlossen und kunt der jung herr

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sein provinz mit allen trewen ganz statlich versehen. Ich hab manichmal gesehen, das er mit iren dreien oder vieren also getrunken, das sie all sein wolbezecht worden, ains tails auch im abschiedt nit reden kunten, sonder da standen und nur die meuler ufthetten und offen hielten, welches ganz

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lecherlich war zuzusehen. Nach solchem allem kamen brief ußer deutschen landen und schrib der alt graf Gotfridt Wernher den baiden gebrüedern, sie ermanendt, das sie ir jugendt und bösten zeit nit unnutzlichen verschleißen, sonder wol anlegten, auch im studieren und der französischen

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sprach geflissen welten fürfaren. Er schrib auch dem eltern und begert, das er darob halten welt, das der jünger sich in den musicalien übte und eintweders uf dem instrument


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_249.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)