Seite:De Zimmerische Chronik 3 245.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


fanden sie an rat, sie sollten sich selbs auch der ursach halb von einandern absöndern, dann hiemit hetten sie mer ursach, der französischen sprach mit fleis und ohne verhünderung obzuligen. Das beschach und ward dem jungen herren,

5

grave Gotfriden Christofen, herbrig und der disch bei eim priester und pfarrer zu S. Maurilio bestellt. Derselbig pfarrer het ain jungen priester [und ain][1] helfer im haus, ein junkgs, muetwilligs volk; die thetten dem jungen herren allerhandt schalkhaiten und buebereien, dergleichen thette er inen auch.

10

Begab sich einsmals, das derselbigen jungen priester einer vol und ufm disch lag, und nachdem er im vil verachtung seines vermainens bewissen, do schlueg er im ain spitzigen eisen nagel neben zu durch den ain daumen; den heftet er im uf die taffel. Der pfaff erschrack im schlaff, erwacht

15

vom schmerzen, wolt sich ufrichten, do kont er die handt nit vom disch bringen. Iedoch, als der graf und andere des pfaffen genug gespottet, do ward er widerumb gelediget. Und wiewol es domals durch Frankreich der allergrösten ehehaftinen eine war, ein priester zu verletzen, ist kein

20

zweifel, do nit andere Franzosen, gaistliche und weltliche, auch im spill gewest weren, es wer der deutschen nation zu Angiers damit genugsam zu schaffen worden. Also ward es verduschet und gieng in eim schimpf hin. Aber unlangs darnach richt derselbig verletzt pfaf dem graven ain anders

25

spill zu; dann dieweil er sahe, das zu zeiten er nach dem nachtessen abends nach der grosen hitz in das fliesendt waser, den Loir, gieng baden, darin dann ein grose somma volks gewon war zu baden und zu erweschen, do schiftet der pfaff etliche under dem jungen volk an, die sollten sich

30

zu dem jungen herren gesellen und, wo müglich, in dermasen dunken oder so lang under dem wasser halten, das er darzwischen so vil waser drünk und so schwach würde, das er bleiben müest. Diesen anschlag brachten[2] sie etliche mal zum tail ins werk und triben aber die abenteur so grob

35

und unverschempt, das der graf solichs merken muest. Darumb, wie sie abermals zu im schwammen, ine recht zu dunken, do verlihe ime doch der allmechtig sovil gnad, das er sich mit gewalt von inen pracht und des waserbads hinfüro müeßig gieng. Dieses alles gieng für ohne wissen

40

seines brueders, grave Froben Christofs, oder des precep-


  1. und ain] sind zu ergänzen.
  2. brachten] hs. bracht.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_245.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)