Seite:De Zimmerische Chronik 3 243.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


geen Bless begerten und mit allen trewen zu befürderung der für hulfen. Also nachdem sie die hardes mit den vaquinen hetten user der herbrig lasen in das schiff tragen und eingesessen waren, do fueren sie den selbigen tag ganz

5

glücklichen geen Bless, gleichwol sie so gar spatt aldo ankamen, das die thor beschlosen, in der vorstat, ja in den vischerheuslin muesten übernacht bleiben. Was es die selbig nacht für ain seltzame kirchweihe gewesen, darvon wer vil von zu sagen. Des morgens war es an aim sonnentag, do

10

wolten ain tail in der liederlichen casa bleiben, die andern wolten in die stat hinuf in ain herbrig, und nach langem do muest man weichen und rit die componia a beau pieds sans lance in ain herbrig. In der stat bliben sie ain tag oder zwen, die stat, das schloß und dann die schönen gärten

15

zu besehen, wie auch geschach. Hernach raisten sie abermals per betteaulx[1] nach Amboise und Tours. Daselbst, dieweil es ein lustigs, schöns wesen, wie es dann in ganzem Touraine, waren die brüeder gleichwol des willens, ein zeitlang alda zu bleiben. So thett in aber doch die wal ganz

20

ande, dann sie gern vorhin auch Angiers hetten erkundiget, und so inen das der gesellschaft oder anderer ursachen halb entlegen, so wolten sie hinüber geen Poitiers geruckt sein. Hierauf fueren sie in wenig tagen darnach die Loire hinab gen Pont-du-Sel; daselbst, dieweil Angiers uf ain

25

stund wegs von der Loire im gelendt an dem Loir gelegen und ain rechte fürstenstat ist, do giengen sie hinein. Seitmals aber zu selbiger zeit kein Hochdeutscher aldo, sonder vil Fleming und Niderlender, do beluede sich iren keiner, dann ainer, hieß Jeronimus Laurinus, ein erlicher man ußer

30

Bruck der stat in Flandern. Sein stiefvatter hieß Cornelius Schepperus, von dem in den vorgenden capitln auch meldung beschehen, war kaiser Carls innerster räth einer, der zu vilen sachen in pottschaftsweis wardt gepraucht und herfür gezogen, und aber ich glaub genzlichen, das dieser

35

Jheronimus kaiser Carls leiblicher sone sei gewest, dann er het das angesicht, leib und gestalt darzu. Ich hörte auch domals von andern Flemingen sagen, das sein muetter ein gar schöne fraw were, die bei der alten fraw Margrethen[2],


  1. betteaulx] = bateaux.
  2. Margrethen, kaiser Maximiliani schwester] es ist die tochter Maximilians, der keine schwester Margaretha hatte, die gouvernantin der Niderlande, gemeint.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_243.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)