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cher grafe Froben eins morgens, als er in aller früe nüechtern war ußgeritten, also erfror, das er zu Herlum, ist ain groß dorf, gehört dem herzogen von Gülch, undern gaul fiel, auch weder geen oder steen kunt. Wardt in ain würtshaus

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gefürt und getragen. Daselbst, als er zum feur gebracht, ward ime ohnmechtig. Man legt in uf ain bet, do muest man in widerumb herab nemen; man versach sich seines tods. Also uf erfordern des würts do kamen die weiber und die megdt im haus, die rüeben ime die hendte und die

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arm, biß er widerumb ein wenig zu im selbs kam und erwarmet. Dem gueten jungen kaufman, der mit ritt, war gar angst mit der sach, wiewol er in nit kannte. Also nach etlichen stunden, als es wider bösser wardt und zu morgen hetten gessen, do schiden sie von dannen. Zu Mastricht

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do thailten sie sich, der kaufman namme sein weg geen Litich, aber der graf name sein rais forter nach Tungen und Leven, und sein lebenlang hernach hat er des frosts entgolten und empfunden, wiewol er hernach noch ainmal über zwei jar also uf Allerhailigenberg ob Haidelberg ist

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übernacht gewesen und erfroren, darvon hernach. Er kam den zwaiten Decembris gegen abendts gen Löwen, do fand er sein preceptorem in einer andern herbrig, war ein schöne, grose behausung, man hieß die nun zu der schönen unser lieben Frawen. In derselbigen war die französisch sprach

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auch gemain. Das glück het den graven insonderhait wol behüet, das er vor ainem monat oder etlichen darvor nit war geen Löven kommen, dann es het sich hiezwischen ein groser lerman alda zutragen, in den er sich villeucht mit andern studenten auch het müesen begeben. Das war

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von ains Augustinermünchs[1] wegen, war ain Frieslender und ein gelerter doctor theologiae. Derselbig ward ain rechter Catholicus, dann er mir wol ist bekannt gewesen, aber von wegen das er in sacris profitirt und ain grosen zulauf het von den deutschen studenten, auch andern, item zu zeiten

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prediget und in seinen lectionen, auch in predigen die missbreuch, die sich in der kirchen eingerisen und unser catholische kirch so schandtlichen haben diffamirt und geschent,


  1. Augustinermünchs] herr bibliothekar Bodemann in Hannover hat in der Zeitschrift des Vereins für Niedersachsen, Jahrg. 1878, 306, darauf aufmerksam gemacht, dass dieser mönch der bekannte Alb. Rizäus ist, nach seinem geburtsorte »Hardenberg« genannt. Ausführliches über ihn gab B. Spiegel im Bremischen Jahrbuch IV, 1869.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_236.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)