Seite:De Zimmerische Chronik 3 227.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


schwerer Florenzer guldin. Solchs missverstands verglichen sich baid thail, der herr maister uf graf Wilhelm Wernhern, so dann das tomcapitel uf herr Sebastion von Hürnhaim. Die hörten baide tail nach notturft; es wolt ie der herr

5

maister die losung ungern zulasen, dann er guete und gewisse zinser het an den tomherren. Also erkundigten baid schidts- und tedingsherren, in was werd und valierung die Florenzer guldin einest gewesen, und demnach derselbigen dieser zeit keine mehr zu bekommen und der spruch von

10

baiden thailen zu inen gesetzt, erkannten sie ungevärlichen den wert, so die domherren in der losung sollten erlegen und damit baide tail gericht sein. Den domherren gefiel der spruch wol und dankten hoch, aber der herr maister het darab nit vil gefallens und dankt den schidtleuten

15

gleichfahls, aber doch mit kalten worten, insonderhait mit diesem anhang: »Lieben herren, ir sollen mir nichs mehr sprechen, ich will euch hinfüro sollicher mühe überheben.« Er het ain große ungedult, das im der gewiss zins solt abgelöst werden, wiewol, do es anders nit sein konte, ließ ers auch

20

hingeen und entgalte des spruchs niemands. Uf ain groß alter ist er kommen, hat seine tag einest zu Rhodis wol ferbracht und sich wol gehalten wider die Tirken und ungleubigen, und ob er gleichwol ein weltweiser, hochverstendiger herr gewesen, so hat er doch wunderbarliche

25

opinionen in der religion gehapt, die sich aber doch alle uf mentschliche vernunft und vil uf die mahometische superstition gezogen. Er wolt nit, das ain hell oder ewige verdammnus were, vermaint ie, der allmechtig Gott were so unmilt oder unbarmherzig nicht, das er ain mentschen, wer gleich

30

so bös er wellte, ewigclichen verdampte, sonder es würden die sünden im fegfeur gebüst mit harter und schwerer peinigung, und in solcher weis würden alle mentschen letstlich, es weren gleich Juden, Haiden, Türken oder Christen, seelig, niemands ußgenommen. Schalt derhalben die luterischen

35

oder evangelischen predicanten ganz übel, das sie das fegfeur widerfechten und den allmechtigen Gott ja zu ainem tyrannen zu machen sich understüenden. Gab ein exempel: Ein getrewer, gueter vatter, der vil söne, den ain zuge er zu der, den andern zu ainer andern handtierung. So nur

40

deren sön einer oder mehr nit geriethe oder volgete, strafte er in vätterlichen nach eins ieden verschulden, aber das er begerte, das der sone darumb umb solch verschulden solte


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_227.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)