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guldin, die bracht er hernach also bar mit ime heim, wie hernach gesagt wurt. Unangesehen aber das grave Hanns von Montfort das cammerrichterampt widerumb erlangt het, noch so war er in seinem herzen nit gerüebig, dann der

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unwill, den er uf graf Wilhelmen Wernhern gefast, der blib die überig zeit seines lebens unversönlichen. * [1221] Das er aber ain solchen großen neid und unwillen zu ime gehapt, beschaint sich an dem, das er uf ain zeit bemelten pfaff Gaggenmair zu gast luede. Wie man

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nur den pfeffer under andern trachten ufsatzte, do het der schleckerhaft pfaff denselbigen gar mit ainem leffel gessen, darumb sprach er zu graf Hannsen: »Gnediger herr, darf ich disen pfeffer uf Zimberisch essen?« war damit uf den löffel deuten. Grave Hanns het ab der frag ain vertruß,

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spricht mit ainer rauhen stim: »Ich will euch sagen, herr Jerg, was es ist. Wann ir bei dem von Zimbern seit, so essen den pfeffer uf Zimbrisch! seit ir dann bei mir, so essen uf Montfortisch!« * Umb die zeit und das cammergericht noch zu Speir

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war, do erfordert erzbischof Hanns von Lunden (der war domals kaiser Carls commissarius in teutsche landt) grave Hannsen von Montfort, auch grave Wilhelm Wernhern sampt etlichen beisitzern zu sich geen Meinz. Die waren gehorsam, erscheinen uf die bestimpt zeit. Under inen wardt

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ain doctor vom adel, hieß Caspar von Seidwitz, der saß von wegen des churfürsten von Saxen. Der gieng der ersten nacht gesundt und ohn allen schmerzen, auch ohne bezecht zu bet, dann sie lagen alle in ainer cammer. Des morgens, wie sie erwachten, befinden sie, das diser von Seidwitz todt,

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halb am bet und mit dem haupt uf dem boden lag, aller voller schweis, der ime zun oren, mundt und nasen war ußgeloffen. Ob sie ab sollichem erschröckenlichen casu sich nit entsetzt oder was tauren empfangen, das ist wol abzunemmen. Also nachdem der erst bischof von Lunden

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sein bevelch bei inen verricht, do raiseten sie widerumb nach Speir. Grafe Hanns von Montfort wolt mit inen nit, het sein besondere rais nach Mainz gehapt; das beschach auch im widerraisen. Uf den volgenden herpst im 1539sten jar do fiel der

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ernstlich sterbendt zu Speir ein, von dem hieoben gesagt, do wichen alle cammergerichtspersonnen hinüber geen Wimpfen, bliben daselbst biß in das ander jar herumb, [752]


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_222.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)