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terle vor der thür findt; solichs henkt er doctor Kühorn, der im underwegen begegnet, mit ainer schnur an den hals, sprechendt: »Wolan, herr doctor! ir hapt iezmals auch golt an ewerm hals hangen.« Darauf geet der doctor one weiter

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bedacht in die stuben zu den gesten, tregt das messin leuchterle an der schnur am hals und sagt ofenlich: »Ich hab auch ain guldin rossnagel am hals«. Solliche redt nam herr Johann von Dolzge zu einer grosen verachtung uf und vermaint ie, es were im zu einer verklainerung beschehen.

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Herr Endres von Cönritz ward vil übler zu friden, das man ime sein gast also erfert, het darfür, er und herr Dolzge sollten des gespais von eim solchen doctor oder ja von eim andern vertragen und über sein gewesen. Aber es war geschehen und niemands sonders laidt. Wann der doctor

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Kühorn ob disch ein historiam oder sonst was anfieng zu sagen, so fiengen sie dann alle an zu reden und wellten ime nit zuhören; geschach mit fleis, ine also ufzubringen. So wardt er ungedultig, sprechendt: »Ich kan nit zu hacken kommen«, id est, man last mich nit auch reden und will

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mir niemands zuhören. So er dann wider angefangen und in der bösten rede war, so schwetzten sie abermals. Aber sie waren alle durch ainandern in der gesellschaft bekannt, das keiner dem andern seine schwenk zu unguet nam; dann so zu zeiten herr Wilhelm Wernher über des alten doctor

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Kühorns bossirischen reden ein gespai trib oder den mundt etwan krümpt, wolt der doctor den herren nit strafen, sonder mit erweisung eins fingers sprach er zu dem Conritz, der dozumal der jaren nach noch jung: »Merk, nerchen! los uf! lern da baß gin und guete bossge machen!« Diser herr

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Andre von Cönritz ist in wenig jaren darnach an des römischen künigs Ferdinandi hof kommen und daselbs etliche jar als ein hofrath bliben. Nit mag ich wissen, was das ergeizig mendle angefochten, es ließ sich seiner condition und dienst nit benüegen, wolt noch höcher steigen, kauft

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die herrschaft Kirchhofen im Breisgew, wiewol er die nit bezallen kont, sonder mit zinsen uf sich name. Damit ließ er sich nit settigen, er wolt ein fürsten zu eim schwager haben, das war der abt von Murbach, ist ein Stör; desselbigen nechsten basen vermehelt er im. Die hochzeit war

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vom abt zu Murbach im closter und zu Gebweiler statlichen gehalten. Herr Wilhelm Wernher ward in sonderhait auch dahin als ain bekannter beschriben und erbetten; der muest


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_192.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)