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unversehenlichen erblickt, sprücht [er] user groser ungedult, gleichwol mit niderer stimm also, das solchs die umbstender wol hören mochten: »Ei, wol einher ins teufels namen! was unfahl tregt die weiber daher?« Vermaint nicht, das

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die grefin solche wort gehört hett, sonder get ir entgegen und empfacht sie ganz freuntlich. Sie thuet auch nit dergleichen, das sie solchs verstanden, und sprücht in ganz freuntlich an, sie zu der hochzeit zu belaiten. Er schlechts ir aber, unangesehen der glaten wörtle, die sie im stets

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gab, zum zwaiten oder dritten mal ab, bitt sie, wells im nit ver ibel ufnemmen, er hab erlich gest geladen, die künde er nit verlassen. Wie sie nun befündt, das kaine guete wort an im helfen, damit sie ie nit müeße doheim bleiben, sonder auch denselbigen abent zur hochzeit kom,

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understeet sich das mit rauchen worten und sprücht: »So ir dann ie mich nit belaiten, was dürfen ir mich dann also ins teufels namen einher gesegnen und unfahl winschen? Ich habs umb euch nit beschult, das ir mir also schandtlich thuen.« Wie herr Wilhelm Wernher [736] vermerkt, das

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sie alle wort, die er vermaint also gar leins und haimlich geredt haben, gehört, sprücht er: »Seindt zu friden; seind zu friden, umb Gottes willen! ich will gon, ich will gon,« nimpt sie darmit undern arm und füert sie zu der hochzeit. Er selbs, auch andere haben hernach dises bossen, das

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der so notlich und gar werklich angangen, wol lachen megen. Under andern assessorn am cammergericht war der zeit doctor Hanns Kühorn[1], war von Menz, ein frölicher und wesenlicher alter mann. Der gieng auch bei dem

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obgenannten vicario, herr Jörgen Pauren, zu disch, und wie vassnacht herzu ruckt, das sonderlichen zu Speir gebreuchlichen, in den momereien zu geen, also beredt herr Wilhelm Wernher den gueten alten doctor, demnach die ganz gesellschaft sich vermumpt, so wellten sie zwen allain der gesellschaft

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nachgeen, zu vernemen, wie sie sich hielten. Also volgten sie allgemach naher. Nun ist am markt ein apotek, darin sas ain apoteker, hieß Reinhart [Benedict][2], war ain guet


  1. Hanns Kühorn] der graf Wilhelm Wernher von Zimmern nennt ihn in seiner schrift »Des kaiserlichen Kammergerichts zu Speier Kammerrichter« etc., handschr. nr. 497 der hofbibliothek zu Donaueschingen Bemhart Kühorn, hs. Kuhörn, dagegen unten s. 192, 1: Kühorn.
  2. Benedict] ergänzt nach unten s. 190, 26.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_189.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)