Seite:De Zimmerische Chronik 3 184.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


kurzweil gemacht. Bald hernach, als der kaiser abgeschaiden, gieng bemelter herr Gottfridt Christof abermals mit seinem eltern brueder geen hof. Nun hielt der künig domals ain großen danz in ainem weiten sal. Begab sich,

5

das herr Gottfridt Christof demselbigen danz auch gern het zugesehen, er konte aber vor einem französischen bischof, der under der thür stande und mit ainer grosen frawen schwatzte und sein hofwesen trib, nit fürkommen, und als er sich understande, neben ime einzudringen, do name ine der

10

bischof beim arm, zoche ine widerumb hünder sich, sprechend: »Mon ami, alle a vonstra estude[1]!« dann er sahe wol, das es ain student. Das name der jung herr zu eim großen verdruß und schmach uf. Dieweil dann das getreng ie lenger, ie größer umb den bischof, der ie nit weichen wolt,

15

do nam herr Gotfridt Christof, der in solchem getreng gerad am bischof stand, die gelegenhait an die handt, zohe ein scharpfs messer heimlich uß und ganz höflich und verborgenlich do schlitzt er dem bischof von oben an biß unden uß den langen damastin talar, wie dann in

20

Frankreich die bischöf und prelaten solche lange und weite röck tragen. So baldt er das verpracht, do macht er sich geschwindt ußer dem getreng darvon und haim in sein herbrig. Darnach handlet er weislich; dann gleich baldt darnach do het der bischof ußgeschwetzt und gieng hinein in sal zum

25

künig, bei dem er zu thuen. Nun waren aber ohne geschicht die fenster im sal ofen, und als des bischofs talar von oben an durgeschlenzt, do kam im der wind in rock, jagt im den übern kopf; so thett in der bischof widerumb herab, so trib im dann der wind den rock wider übersich. Das

30

geschach so oft, das der künig sich des bischofs zu blaß wolt lachen; gleicher gestalt thetten die andern auch, und ward nur gar ain groß gelechter darauß, das den bischof nit wenig verdroß, und clagt dem künig, wie sich ain student oder clerc under der thür het neben im wellen eintringen,

35

dem er geweret, der würd im diese schmach haben bewisen. Aber er ward vom künig noch mehr vexiert und sprach: »Cest donque ung homme de vonstu mestier[2].« Also muest der bischof sein rock wider lassen flicken. Gleichwol befalch der künig, man solt den studenten suchen, aber er


  1. estude] d. i. Mon ami, allez à votre étude! WS: auf deutsch: Mein Freund, kehren Sie zu Ihrem Studium zurück!
  2. mestier] d. i. C'est donc un homme de votre métier. WS: auf deutsch: Das ist doch ein Mann Eures Metiers.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_184.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)