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sitzen und ufwarten zu Constantinopoli. Man sagt, als in der groß Türk lasen fragen die ursach seins abfalls von kaiser Carln, da hab er fürgeben, der kaiser hab in geschmecht an seinem weib. Wie das der Türk gehört, soll

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er gleich auch ein ungnad uf in gefast haben und gesagt, das sei im was seltzams von kaiser Carln zu hören, den er nie für ain solchen ungerechten fürsten hab hören achten. Wie er nun vermerkt, das er nit vil bei dem Türken werde erhalten, dann es an ime nit erwunden, das er der

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christenhait vil ibels und unruhe het gestift, do hat er durch die französischen gesandten, die domals zu Constantinopoli, so vil practiciert, das sie im versprochen, an des künigs Francisci hof zu verhelfen, und mit denen ist er widerumb herauß und in Frankreich kommen. Man vermaint gründtlich,

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waverr er sich nit zeitlich vom türkischen hof gethon und hinpacket, der Türk het ine als ein unrüebigen transfugam seblen lassen; wer im sein verdienter lohn begegnet. In Frankreich ist er anfangs beim alten künig in grosen gnaden gewest, wie dann alle kaiser Carls widerwertige ein

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sicherhait und ufenthalt bei ime gefunden. Er hat ine mit einer statlichen pension versehen, auch ain marggrafen user im gemacht. Dise gnad hat er anfangs mit eim schlitten erlangt, als er ain schlitten mit aller zugehörde zum köstlichsten und zierlichisten [725] zurichten lassen und

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unversehenlich, mit grosem verwundern menigclichs, zu winters zeiten uf den gefrornen[1] weiern zu Fontenebleau gefaren und darauf umbher baliert. Den künig, der in schlitten gesessen, hat er personnlichen umbgefiert und hernach dem künig den schlitten mit aller zugehörde geschenkt. Er hat sich iezundt

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vil jhar in Frankreich erhalten. Nach absterben deren von Maserin hat er sich mit der grefin von Mansfeldt verheirat, die herzog Jörgen von Sachsen son, den nerrischen herzog Friderrichen, vorhin gehapt. Ist die guet fraw vormals übel vom herzogen gehalten, so hat sie es bei disem nit

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verbösseret, hat auch nit lang bei im gelept. Do hat er in Frankreich das dritt weib genommen, fraw Mariam von Rupembre. Er gilt nit vil mehr in Frankreich, gleichwol gibt man im sein pension und last in den marggrafen [des Isles d'Or et d'Hieres][2] sein. Der alt künig Franciscus hat


  1. gefrornen] hs. gefronen.
  2. des Isles d'Or et d'Hieres] ergänzt; s. Bergmann a. a. o. s. 594 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_169.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)