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Wilhelm Wernher von Zimbern per antiphrasim nur den Cartheuser von Gleichen nempt, ward widerumb weltlich; so starb sein brueder, graf Christof, in seim bösten alter, also wardt der krieg gericht und dorft keins zanks oder

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neids, ward eim thail so vil, als dem andern. Der erlich graf Thomas von Reineck ist schier orbus oder ohne erben gestorben, dann es nur an die leut gefallen, denen er es gar nit hat gegunet, und hab kein zweifel, es seie im ain große beschwerdt gewesen; dann, ob er gleich vil

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bastardtkinder gehapt, so hat er doch die mertails alle lang vor seinem absterben der gepür nach versehen gehapt, aber seine beneficien, pastoreien und das best het er gern uf seiner verwandten einen transferirt. Es kam ain zeit herr Froben Christof von Zimbern zu im geen Straßburg, sprach

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in an als sein herren vetter und guetthettern; do erpott sich der alt graf, wover er mehr, dann ain sone, er solt im deren ein zustellen, er welt zu einem herren denselben machen, und nam das zu einer großen beschwerdt an, do er hört, das er nur ain ainzigen son het. Also ist niemands,

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dem wol seie, er sei gleich gaistlich, oder weltlich. Mitlerweil und die jungen herren zu Cöln bei grave Thomassen, irem vetter, do warden sie mermals von grave Jacoben dem Reingrafen geladen, das sie zu im zwo meil wegs under Cöln hinab solten kommen sein; daselbst hielt

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ime sein schwester haus, war herr Franzen von Merspurg vermehlt. Die het ire junge dochter bei ir, und war gleichwol ein seltzams regiment, darvon vil zu schreiben were. Aber mit rath grave Thomassen und ires preceptors bliben die jungen herren daheim und schluegen das laden mit allem

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glimpf und fuegen ab. * [1509] Man hat in langer weil von kainer so seltzamen haushaltung gewusst, als von disem herr Franzen von Merspurg. Sein hausfraw, die Reingrefin, ist uf ain zeit schwanger gewest, dergleichen die junkfraw, die soll

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der schreiber geschwengert haben, also auch die cammermagt, die ist vom hailigen gaist geschwollen und erblasen worden, und hats der Niemands gethon. Das ist alles uf ain zeit beschehen. Seiner döchter ain hat grave Wolf von Solms verheurat, aber hinach, als das sein fründtschaft nit

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bewilligen, hat man pacisciert[1], und ob schon was verspro-


  1. pacisciert] hs. pacistiert.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_159.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)