Seite:De Zimmerische Chronik 3 149.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


zu Burges verruckt, da schickt die künigin von Navarra iren canzler geen Burges, der solt in der hochen schuel was enderung fürnemmen und auch anders ußrichten. Also ließ der herr Ansovinus, war dozumal der universitet

5

superattendens, den studiosen ußer allen nationen ansagen, des andern tags zu S. Ambrosio, das sein canonici regulares, do dann der canzler einzogen war, zu erscheinen, da wolt man den canzler empfahen. Das beschah, und fürwar, mer den fürtrefenlichen man Ansovinum zu hören, dann den

10

canzler zu sehen, der aim gueten zechbrueder mehr anlichet, dann eim cancellario, und ich glaub, er sei zu hof mer uf den künig von Navarra, die becher helfen leren, dann uf sein gemahl beschaiden gewest. In allem oriren do hab ich entlich darfür, es hab ainer underm haufen in die hosen

15

geschissen gehapt, dann es waren deren scolarn allerhandt, etlich hundert. Es wardt ein sollichs gestenk im sal hünder dem Ansovino, das er seiner rede abbrechen must und vorder übel zufriden war. Noch vil zorniger war der canzler, der vermaint ihe, es wer ime zu spott und zu verachtung

20

beschehen. Was soll ich sagen? Man schied von ainandern, schier sans dire a Dieu, dann der canzler thett gar ain kurze red, sprechend in latein: »Ich dank euch ewers haimsuchens und empfahens, und ist mir laid, das ich euch biß anher nichs guets erwissen, gleichwol ich dessen nit ursach oder

25

gelegenhait gehapt. Aber hinfüro, das es stat und ich dessen von euch bei zeit bericht, will ich meins ampts und der gepüre nit vergesen, damit ich bei euch dankbar erfunden werdt.« Domit schied iederman mit grosem unwillen von ainandern, und hab nie künden hören, wer ein sollichen

30

gestank gemacht hab. Es hats auch niemands sagen künden, dann das gestenkt war allenthalb und giengen die scolar stettigs uß und ein, und ist müglich, es habs ein Franzos gethon. Ich glaub entlich, so man den kerlen gründtlich gewist, es würde sein übel gewart sein worden.

35

Als die baid gebrüeder bei anderhalben jaren aldo gewesen, do undernamen sich etlich reich burger in eim stetlin, zehen französisch meil von Burges gelegen, genannt Essoudun[1], ein passion daselbst zu spilen. Darauf pawten sie


  1. 37 Essoudun] d. i. Issoudun, vgL Brvzen la Martinière, Historisch-Politisch-Geographischer Atlas VI, 571—574.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_149.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)