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bei ime im pallatio. Under denen war des herzog Wilhalms von Bayrn bastardtsöne einer, hieß Christof Dux. Der het ain preceptorem, hieß maister Wolf, gaistlichs stands. Er hieß wol und war auch ain reisender wolf, gleichwol er mit

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eim scheffinen klaidt überdeckt war; ain überauß listiger man. Von dem het des Volmars weib erfaren, wie er under der girtel gefast (dann es waren bei ir keine, als die mit eim langen elmeß, angenem); darumb dorft es nit vil vests oder kappenruckens. Der guet Volmer hett gern kinder

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gehapt und waren im deren etlich gestorben, also name maister Wolf die mühe über sich, thett den rucken darhünder, das die guet fraw schwanger ward. Wer war froer, dann maister Volmar? Und als die fraw genas eins hüpschen kneblins, do daucht er sich gar ein hüpsch Henslin sein.

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Darumb gewann er maister Wolfen und sein discipel, den Christof Duxen, auch sonst etlich deutsch studenten vom adel zu gefatter, und wardt das kündt mit groser ceremonia geteuft. Maister Wolf hielt stark, damit im das kind nit empfiel, und ward grose frewd[1] vorhanden. Aber in wenig

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tagen darnach da kam dem armen kindt ein sollicher zufahl, das es gar krank ward und desselben legers bald hernach starb. Wer war trauriger, dann maister Melchior? Er clagt das kindt mit weinenden augen etlichen Deutschen, sprechendte: »Ach meins lieben kinds! meins kinds! Das

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mir Gott mein liebs kindt also wider genommen hat!« Hiebei waren etlich spaikatzen, die wolten von der clag [714] wegen vor lachen zerbrochen sein, dann man wust wol, wess das kündt was und wem es ahnet, und vermainten derselbigen einsteils, es thette maister Melchiorn unnot, so hoch

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zu clagen umb das kindt, sonder er solt maister Wolfen lasen clagen als umb das sein; dann so es ain gans gewest, so het nit ain feder darvon maister Melchiorn zugehört, car sa queue estoit trop courte. Der kommer umb das künd und dann das er vermaint, in deutscher nation hoch

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anzukommen von wegen der französischen sprach, die er fürbündig wol kunte, macht, das er die herrliche condition zu Burges verließ und mit aller haushaltung in Deutschlandt sich begab und, wie man sagt, ain ross umb ain sackpfeifen gab. Ob die fraw hieussen ein andern Wolfen überkommen,

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mag ich nit wissen. Bald hernach, wie maister Melchior[2]


  1. frewd] hs. frew.
  2. maister Melchior] über Melchior Volmar Roth, wie er vollständig hieß, s. Ruckgaber, Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil II, 2, s. 494—502. WS: die bei Barack auf der nächsten Seite fortgesetzte Fußnote wurde hier vervollständigt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_148.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)