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imors!« Der doctor war übel zu friden, das im der Heldung nichs ußer seinen reden wolt geen lassen, zu dem wardt der rede halb ein solichs groß gelechter in der ganzen componia[1], das es der doctor ie nit kont oder wolt verguet

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haben, wiewol er nit vil darzu reden dorft oder berewen, dann es wer nun sein daran gespottet worden. Also get es denen zu zeiten, [696] die für und für nur zu ernsthaftig und nur wellen zuvil witzig sein, es reim sich oder nit, dann kain gröser vernunft und geschicklichait ist, dann sich zu

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zeiten und da es fueg hat, närrisch oder frölich mit andern zu erzaigen. Das ich aber widerumb uf die speirischen sachen kom, so hett herr Jörg Paur under andern ain comensalem, war ußerm säxischen krais von des churfürsten von Saxen wegen

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am cammergericht und hieß Dietterich von Dechwitz, war ain doctor und gaistlichs stands, ain probst zu Wurzen in Meichsen, ein ernsthafter, wesenlicher man, und wiewol er für sein person ein trauriger mentsch, so half er doch bei der gesellschaft zu allen frewden und befürderts, wo er

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kont. Füegt sich, das ungefärlich umb die jar 1536 seiner freundt oder verwandten ainer, ein edelman ußer Meichsen oder Saxen, ain rechtshandlung am cammergericht het. Der kame geen Speir und sprache sein freundt, den von Dechwitz, umb befürderung an. Derselbig wiewol als ain

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verstendiger den kerle mit beschaidenhait mermals abwise, iedoch so hielt er für und für so importune[2] an und wolt ie ain urtel haben, das doch bemelter doctor letstlich sprach: »Wolan! wellest uf den und den tag warten, so wurt dein endturthel ergeen.« Der Sax wolt wissen, ob er auch ein

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guet urthel würde haben, der von Dechwitz sagt: »Ja, gewisslich, da wurdestu ain guete urthel haben, daran soltu nit zweifeln.« Wer war fröer, dann der? und uf den tag er beschaiden und sein endturthel solt eröffnet werden, do samlet mein gueter man alle seine bekannten, bat sie, im

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uf solchen tag ein beistandt zu thuen, auch ime zu ehren zu erscheinen uf ain frewdt, die urthel zu entpfahen. Was solt aber beschehen? Als der Sax mit seinem beistandt zugegen und sich nichs wenigers versahe, dann das er verlustig solt werden, do kam im die urthel, die war gar wider

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ine und hette sein sach genzlichen verloren. Er war übel


  1. componia] hs. coponia.
  2. importune] hs. impertune.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_115.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)