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und waren, wie gemainlich, ganz frölich. Pfaff Gackenmair sprach, er were in langer zeit so andechtig nie gewest oder als geschickt zur mess, als denselbigen tag; er hett bettet, das sie der teufel alle solte hinfüeren; und als im der herren

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ainer ain becher außbrachte, spricht ain anderer: »Schenken im gratiose ein!« »Wie?« sprücht der pfaff, »wilt mir die Franzosen winschen? das dich sant Völtins plag anstos!« Doctor Gotteshaim hört dise und andere schimpfreden alle, auch das die herren so gemainlich frölich ob disch waren,

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ergeret er sich heftig darab und vermaint ie, darumb, das er ain verrüempter melancolicus, es solten die herren assessores ire gravitet nit allain in publico, sonder auch in privato halten, item er wölt auch nur 300 guldin järlichs nemen und alles ußrichten etc. Solliche bedenken behielt er im

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selbs nicht, sonder ließ sichs hernach vernemen gegen andern. Das kam herr Wilhelm Wernhern, auch den assessoribus in der beurischen gesellschaft für. Die hetten ain verdruß darab; das sie von disem doctor solten also veracht und reformiert werden, dar[695]umb wardt gerathschlagt,

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welchergestalt der Gotteshaim auch megte gelaicht werden, das er iren hinfüro ainige ursach het zu spotten oder von inen zu sagen. Also in kürze darnach do ward doctor Gotteshaim wider geladen. Do befliße sich menigclich, das dem doctor der durst würde gelescht, und wiewol er

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ungern sich im trunk einließe, dann es war nur eitel weishait und vernunft umb in, iedoch ließe er [durch][1] die guete wörtlin sich dohin bringen, das er weiter, dann sein brauch, über die schnur heube und nit ußerm haus kommen kont, sonder sich uf den nechsten bank legte schlaffen. Der Jörg

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Baur, der würt, der legt sich nit weit von im auch uf ain bank, die andern herrn assessores lachten darzu und giengen in die audienz. Gegen aubent so erwacht herr Jörg Paur am ersten, ersicht den doctor uf dem bank vor im ligen, und dieweil er selbs noch doll vom schlaff und des doctors

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het vergessen, auch nit anders wonte, dann es wer der pfaff Gackenmair, so erwischt er den schlaffenden doctor bei eim arm, zeucht in uf den boden, das er ain große peulen am kopf fiel, sprechendt: »Du voller pfaff, ligstu noch da? ich mueß dich wecken!« Der doctor het sich übel gefallen,

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erschrack und kunt sich nit gleich erinnern, wie er doch


  1. durch] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_113.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)