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voller gleß und gallen, so nahe behawen und abschrotten lassen, dergleichen die alten, faulen mauren an vil orten, bevorab in ecken, so vil und oft lassen durchbrechen, das die mauren spalten und nit anders zu gedenken, dann das

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es der ursach halb noch in kurzen jaren zu aim burgstall müeße werden. Es lassen sich die felsen nit zwingen, sonderlichen in unserer landtsart, dann sie selten ganz und ohne gleß. Es ist solcher unschick mit bawen nit allain in den schlössern fürgangen, sonder auch zu Mösskirch hat es

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von alter here ain ansehenlichen zwinger mit seinen streichwerin vom undern hof biß zum obern thor gehapt; denselbigen hat er ohne alle ursach oder rathsam bedenken abbrechen lasen, hat hinweg gemüest, dargegen, damit man ime nit über die mauren insteige, hat er dieselbigen mit

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großem uncosten und nachteil erhöchen lasen. Ist zu besorgen, es werde kein bestandt da sein; wie sich dann die mauren erzaigen, das beschaint sich wol, das man an etlichen orten die dörfte abheben. Herr Wilhalm Wernher hat zu Speir[1] kein aigne

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haushaltung gehapt, sonder ist bei aim vicario des merern gestifts zu cost gangen, hieß herr Jörg Paur. Daselbst giengen auch zu cost andere beisitzere, die fürnembsten, so nit verheirat oder aigne haushaltungen hetten, und war ain solliche erliche, fröliche und anmuetige gesellschaft, dergleichen ich

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zu kainer nie kommen. Es solte ainen verwundert haben, seitmals die herren den ganzen tag im rath und mit den wichtigisten sachen bemüehet, das sie gleich auser rath zu disch giengen und so frölich kunten sein, und noch vil mehr, das sie gleich zu zwelf uren vom disch widerumb zum

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gericht gen muesten. Ist fürwar ain üble zeit mit dem strengen sitzen in audienzen und verhörtagen, auch volgends in räthen; ist wenig rhue aldo. Es kam oftermals ein pfaff zu inen, war vicarius ufm stift, hieß herr Jörg Gackenmair oder pfaff Helderlin, war ain gueter, kurzweiliger fatzman. Uf ain

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zeit war er abermal bei inen uf ainen imbiß. Füegt sich, das uf sollich mal doctor Jacob Gotteshaim auch dahin geladen ward. Die herren scheuchten den Gotteshaim nit


  1. Speir] über die in diesem capitel und später genannten persönlichkeiten am cammergericht zu Speir giebt die vom grafen Wilhelm Wernher von Zimmern verfasste handschrift der hofbibliothek zu Donaueschingen nr. 497: »Des kaiserlichen Kammergerichts zu Speier Kammerrichter, Beisitzer und Doctores von 1529—1553,« nähern aufschluß.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_112.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)