Seite:De Zimmerische Chronik 3 102.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


herab, man soll den schnittern ufm berg widen bringen und wasser auch. Das verstanden die schnitter im tal uf feur und das die Zimbrischen vorhanden, derhalben begab sich menigclich im tal in die flucht und dem flecken zu. Als

5

die uf den bergen das fliehen ersehen, fliehen sie auch, und war ain sollichs fleihen ins stettlin, das kainer der letst sein wollt, wiewol niemandts [1499] dazumal von iren widerwertigen in der nehe, daher hernach vil gespais irenthalben entstanden.

10

Aber maister Hanns, der burgermaister zu Fridingen, ist bald nach iezerzellten sachen sampt noch aim rathsfründ in bottschaftsweis gen Mösskürch gesannt worden, dann sie befanden ain grosen mangel an irem kürchenthurn. Do wollt kain decken helfen, auch kain ziegel nit bleiben. Nun

15

hett es aber dozumal ain alten werkmaister zu Messkürch, hieß maister Hanns Beulenmüller, der ward zu derselben zeit für ganz verrüempt und für ain künstlichen werkman geachtet; bei dem wollten sie rat haben, wie doch der kürchenthurn zu decken. Sie vergaßen aber, das sie inne

20

nit über das morgenmal zu sich beruften, sonder erst nach dem essen nach ime schicken, dorab er nit ain klainen verdruß entpfieng. Darum, als sie inne ires thurns halben befragten, uf was art er doch mögt zu decken sein, mit vermelden, es wellten inen kaine zigel darauf bleiben, so spricht

25

er: »Lieben herrn, ich waiß euch kain bessern rath zu geben, dann seitmals die zigel nit darauf bleiben, so tecken den thurn mit lauter stro[1], so sein ir gewiss, das euch kain ziegel herab fellt,« gieng damit wider von inen, das sie kain ander rathschlag von ime bekommen. Mit disen zwaien stucken,

30

dem bulferkauf und dann irem kürchenthurn, ist der Fridinger hernach vil jar gespott worden. Bei wenig jaren kam ainer des raths zu Fridingen, hieß Schreiber[2], gen Rotweil; der ward nachpurschaft halb uf die herrenstuben[3] daselbs geladen. Die groben küchle-bratwurst kunten ir gespai nit

35

lassen mit dem pulver, so die von Fridingen vor jaren hetten kauft, und triben dess sovil, das der Fridinger zuletst sagt: »Lieben herrn, das wir zu Fridingen ainest so wenig pulvers haben verbrucht, das ist euch Rotweiler hernach zu großem vortheil bekommen, dann ir haben wol sovil verschossen


  1. stro] hs. sto.
  2. Schreiber] hs. Schreiben.
  3. herrenstuben] über die Rottweiler und andere herrenstuben s. Ruckgaber a. a. o. I, 243—271.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_102.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)