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uf dem herdt verbronnen sein. Zugleich als da grave Felix von Werdenberg einest im schloß zu Sigmaringen mit der Leonora Werdenbergere badet, wardt das feur dermaßen verwarloset, das nit allain dieselbig badstub, sonder auch

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das ganz hünderhaus abbran und großer schad an briefen geschach, dergleichen an den allerschönesten hürßgehürnen, darvon man weit und brait hat gesagt. Aber grave Felix hat solch verbronnen haus hernach widerumb ufbawen, darvon es noch heutigs tags den namen von ime behalten und

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nur grave Felixen haus genennt wurt. Aber ehe und zuvor die eltern zwen brüeder zu Werstain abschieden, do hetten sie vil seltzamer hendel, wie dann die jugendt thuet. Man sagt, es hette grave Jörg sein brueder, graf Christoffen, einsmals in ein stüblin uf Werstain beschlossen und anfahen

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einheizen, in maßen das sein brueder im stüblin ersticken wellen; der hab den kopf stets müeßen der übergroßen hitz halben vorm fenster halten, und als im die hitz so gar grosen übertrang gethon, hab er mit heller stim geschrüen: »Fraw muetter! fraw muetter! mein brueder will mich

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erstecken!« also muest man ime zu hilf kommen. Zu dem es ganz sorgclich war, dann das kemmet von des über[680]heizens wegen schier war angangen. Darumb, das sich solch oder andere inconvenientia nit mer begeben, do ward mit inen, wie obgehört, fürgenommen und fürderlichen den

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ainen an den kaiserlichen hof, den andern aber geen Malta darvon geschickt. Es rathschlagten baide formünder vilmals, wo sie mit grave Jörgen hin wellten, man kont in niergends zuordnen, er war kain reuter oder musteriger mentsch, vermainten, sie wellten in[1] geen Salmensweil thon, gleichwol

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den orden nit anlegen. Zu letst fanden sie an rath, ine zu dem Joanniterorden zu schicken, daselbst muest er hinfür kommen, oder er gieng im netzen ein, wie man sprücht. Der römisch künig Ferdinand gab im fürdernusbrief an den hochenmeister zu Malta, mit aigner handt geschriben,

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welcher hernach er in vil weg wol genossen. Hierauf ward er aim commentur, so zu derselben zeit sonst geen Malta raist, angehenkt, der fürt in mit sich geen Malta. Man sagt glaublichen, als er zu Malta zu ritter geschlagen und gepreuchlich, das der new ritter das schwert ufrichten und in der

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höchen erschwingen muß, das er solichs auch gethon; dem-


  1. in] hs. im.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_082.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)