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Gürtlerhof zu seinen mitgeferten von Straßburg: »Ach, was wendt ir also fürreiten? last uns auch absteen und den großen mollenkopf besehen!« Damit beredt er seine gesellen, das sie abstanden. Der graf het des schaffners und

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der andern wort aller gehört, der mocht er[1] wol lachen und berüeft sie zu im. Über das morgenmal, wie sie sein ansichtig, erschracken sie übel, insonders der schaffner, dann sie sich wol erinnern kunten, das er der [679] war, den sie im fenster gesehen; besorgten, er het ire reden gehört, als

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dann war, wiewol er nit dergleichen thett. Ob dem morgenessen was er inen gar guete gesellschaft laisten und frölich mit inen sein, drank auch dermaßen mit inen (dann sie im eren halb beschaid thon musten), das sie all voll worden und man deren einsteils vom disch must füeren, sonderlich

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den schaffner im Gürtlerhof, der war ganz schwach. Darab het der graf ain groß wolgefallen, und wie sie abschiden, sprach er: »Hen! hen, ir gesellen! (also war sein sprüchwort), hapt ir iez den mollenkopf wol gesehen?« Als sie uf Rotweil zuritten, waren sie so gar überweint, das iren

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ainsteils under die ross fielen und ire mitgeferten sie mit aller marter kunten dieselbig nacht in die stat bringen. Die kunten hernach mit der warhait sagen, das sie den großen graven von Tengen hetten gesehen. Der grave war die zeit seines lebens ain guet gesell, aber ain böser kindsvatter,

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darumb er auch große schulden verließ, gleichwol sonst warhaft und ains ufrechten gemüets erlich. Er ist in seinem bösten alter zu Werstain gestorben, beschach anno domini 1539 den [12][2] tag des monats Februarii, und ward zu Empfingen begraben. Sein todt ist bei manichem ganz

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argwenig gewest, das man vermaint, im seie vergeben worden. Gott waist den rechten grundt und verzeihe allen denen, die wider ine handlen. * [1427] Es ist iezund bei fünfhundert jaren, do haben wir noch ain so großen, faisten graven in teutschen landen

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gehapt, war seines herkomens und geschlechts ain graf von Reinfelden, hieß Adelbert, war des Rudolfen bruder, der wider kaiser Hainrichen den vierten zu remischen könig ward erwellet, ein gelerter und weiser graff, ward seiner kunst und wolhaltens halben von Sant Gallen postuliert zu

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aim bischof gen Wormbs. Da lebt er nit mer, dann vier


  1. er] hs. sie.
  2. 12] ergänzt nach Eugen Schnell a. a. o. s. 218.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_079.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)