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zuvil versucht, die sich mit dem überflissigen wein nit vergleichen kunten, der guet herr, wie er in die herbirg kam und ußer dem wegelin stige, do ließ die büchs und schmiß er die hosen vol, das ain groß gestenk umb ine wardt.

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Wem war engster, dann seinen dienern? die kunten mit irem vollen, ungeheuren herren nit nahen komen oder ine erseubern, darumb schniten sie ime die nestel an hosen uf, stallten ine uf alle viere und schitten ime ain kübel mit wasser über den andern zum feiraubent, damit er wider

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rain würde. Das ward ain notturft umb disen grafen, den konnt man sonst nit seubern. Wir haben sonst wol ain edelman in unserer landtsart gehapt, hieß Conradt von Frawenberg und wonet zu Rosenfeldt, derselbig soll ain solliche manier zu seinem wollust gebraucht haben; dann

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wann im sommers zeiten so gar haiß, so muest im seiner knecht einer gegen abends, ehe er schlafen gieng, ein kibel oder zwen mit kaltem wasser zum geseß schütten, alsdann kunt er dester gerüewiger schlaffen. Es ist aber die wesch, wie der groß grave von Tengen von seinem gesündt

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geseubert, für kaiser und künig kommen, auch für den merertail fürsten, und dess von menigclichem wol gelacht worden. Kaiser Carl ließ mit grave Ruedolfen von Sulz handlen, damit er disen graven das hofgericht zu Rotweil stathalters weis ließ versehen. Das bewilliget grave Rudolf, also

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versahe er das hofgericht etwas mer, dann ain jar. Zu dem lihe im graf Wilhalm von Fürstenberg das jagen an der Kinzig, so zu dem burgstall Schenkenzell gehörte, uf ain revers, und fure dann mit großem uncosten vom hofgericht hinab ins Kinzigerthal und jagte. Begab sich ainsmals, das

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er vorm hofgericht an der Kinzig gejagt het und am ufherfaren war, in Rotweil das hofgericht zu versehen. Füegt sich aber, das er selbigs tags underwegen zu Seedorf abstande und zu morgen aße, auch von der hitz wegen still lag; wolt uf den abendt in der küele in die stat raisen.

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So kamen aber domals etliche schaffner und burger von Straßburg herauf, wolten irer rechtsachen halben das hofgericht besuchen. Denen ward bei Aichalden wunder gesagt bei etlichen pauren von dem grosen graven, den sie hetten faren und in die herbirg zu Seedorf geen sehen;

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darumb wie sie baldt darnach durch Seedorf reiten, füegt sich ungeferdt, das der graf under dem fenster ligt, wie die Straßburger durchreiten. So sprücht aber der schaffner im


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_078.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)