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letstlich der koch nit glauben wellen, das es recht zugang, und vermaint, die cemmerling und bueben treiben also ir gefert. Darumb ist er mit der letsten suppen selbs hinauf in die cammer gangen und hat doch den herren sehen

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wellen, dem er dieselbig nacht so vil suppen und air hab kochet, wie dann beschehen. Gemanet mich vast an ain edelman ußer Hessen, hieß der Keidel, war ain student und hoffman in Frankreich. Derselbig kam uf ain zeit von Paris geen Orlienz zu doctor Ludwigen Grempen und doctor

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Hanns Krausen; die liesen ine uf den boden nie kommen, wie man sprücht, dann er ward in vierzehen ganzer tagen und nächten nie nüchtern, dieweil er do war. Sie dranken ine zu der morgensuppen, das er wider schlaffen gieng. Zum morgenessen dorft es seinethalben nit vil drinkens, er

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het vorhin den straich. Nach dem imbis legt er sich wider schlaffen. »Au gutte! rüeft er, »wein her!« so kamen dann gie gueten kerle ußer den studiolen und bracht im ieder ain glass mit dem starken Orlienzer wein, damit wardt er wider bestoben, das er sich gleich wider schlafen legt. Zum

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nachtessen mocht er nit wol ufsten, so schar man im dann aber. Zum schlaftrunk schrie er dann aber: »Wein her!« Gleich baldt wardt er wider abgefertiget; und solchs alles beschach ohne ainichen abgang des studiums, und war bemelter Keidell in sollicher völlerei so lang [673] erhalten

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an ainandern, da er nit darvon gezogen, were er dessen gewisslichen gestorben oder doch zum wenigisten in ain tödliche krankhait gerathen. Also ist es dem schenk Wilhalmen auch ergangen, der ist letstlichen dermaßen von der vernunft kommen, wie er uf seins jungen vettern, graf Michels

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von Werthaim, hochzeit geraist, das er mertails im bett bliben. Es haben ine des breutigams schwiger und dann ir geschwei, die grefin von Westerburg, in seiner herbirg haimsuchen wellen. Wie er das vermerkt und gehört, ist er gehling erzürnt worden und in abwesen seiner

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hausfrawen, deren von Bern, nackendt user dem bett gesprungen und sie übel gescholten und die thür zugeschlagen. Die zwo frawen haben sich übel geschempt, sein widerumb darvon zogen und nit vil sich diser abentür, damit sie nit erst darzu gespait würden, berüempt. Er ist letstlich gar ain

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pettriss worden, dergestalt auch gestorben, das er ain rechts, lauters kündt gewest. Man sagt vil von seiner einfalt. Under anderm soll er uf ain zeit bei seiner schwiger sein gewest,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_067.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)