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wider und schrib ir darbei: »Herzliebe dochter! Du hast mir ain magdt geschickt, haist Engelge, die schick ich dir wider, dann sie ist kein engelge, sonder ain rechts deufelge.« Nach irem absterben ist es zu Gailndorf noch vil ain

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liederlicher ding und regiment worden, darvon ain aigens capitel were zu schreiben, aber hieran soll der nachkomen verschonet werden, dann schenk Wilhalm von wegen seines überflissigen, unmeßigen drinkens gar zu aim künd worden, darumb dann nit vergebenlichen sein schwester, die wittfraw

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von Werthaim, anno 1523 ein wunderbarlichs gesicht zu Gailndorf gesehen. Die ist ains aubents im schloß zu Gailndorf under ainem fenster gelegen, da hat sie sichtbarlichen gesehen ein wolangethonnen reisigen man durch den Kochen reiten, der hat kein haupt gehapt, ist auch bald darnach

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sampt dem ross verschwunden, welches ohne zweifel die bedeutnus gewest, das die herrschaft und das geschlecht bald hernach ohne ein haupt sein soll und ohne ainig regiment, wie sich das etliche jar hernach mit der thatt wol beschaint hat, dann schenk Wilhelm ganz kündisch gewest.

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Und demnach sein schwager, grafe Jörg von Werthaim, zeitlich mit todt vergangen und nur ain ainzigen son, den letsten grave Micheln, verlassen, ist er sampt grave Wilhelmen von Eberstain von gemeiner freundtschaft zu fürmünder verordnet worden. Die haben nun ires pflegsons sachen

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mit allen trewen under handt genomen und zu mehrmaln geen Werthaim kommen, rechnungen und was sonst der fürnempsten handlungen gewesen, angehört. Einsmals, als sie dahin geraist und baide formünder in einer cammer gelegen, hat schenk Wilhalm gar nahe die ganze nacht kein

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ruw gehapt von durst und hunger; hat er dann seim cemmerling geschrien: »Veit, gang zum koch! laß mir ain suppen machen und verloren air darauf, doch das sie so gar nit verloren seien, das man sie noch finden künde!« Wie baldt man ime dann die suppen ins bet gebracht, hat er ain wenig

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darvon gessen und dann ain becher mit wein darauf herauß getrunken. Nit gar über ain stunde so hat er sein Veiten abermals in die kuchin geschickt nach ainer suppen mit den verlornen airn, die man doch finden künden, und als er die versucht, hat er dann wider, wie vormals, ein becher

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wein getrunken.. Sollicher suppen mit ufgeschlagnen airn hat er im dieselbig nacht sechs machen lassen und uf iede ain becher des sterkesten, bösten weins gedrunken, das


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_066.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)