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sollichs dester füegclicher also erhalten und irem brueder oder den seinen kein überlast were, do begert sie an graf Christoffen, er welte ir ain gemechle geen Hedingen ins clösterle, unfer under Sigmaringen, bawen, daselbst wolt sie

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hinfüro wonnen. Diß begern ward ir der brueder nit abschlagen, und ward alles nach irem bitt volstreckt. Was sie daselbs zu Hedingen für ain seltzame und wunderbarliche haushaltung gehapt, darvon were ain besonders buch zu schreiben. Man sagt glaublichen von ir, das sie oftermals

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ain großen durst gehapt, auch vil gedrunken; da sie dann von irem brueder, grave Christoffen, oder andern die ursach ires dursts und vil drinkens befragt, hat sie gesprochen: »Potz musiga muß (also pflag sie zu schweren)! ich bin im badt gewest.« So dann der tag, das sie gebadet het,

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erkundiget ward, befand sich, das [671] es etwan vierzehen tag, etwan drei wochen war gewesen. Sie hat auch, wann sie zu Gailndorf merertails, das sie baden wellen, nach ainer edlen frawen hüniber gen Schmidelfelden geschickt, war ain Hessin, die muest man ir uf ainem ross hinüber bringen,

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allain der ursach, das sie ir die negel an den henden und fueßen were beschneiden. Aber die zeit sie zu Hedingen war, kam sie gleichwol zum oftermal zu irem brueder, graf Christoffen. Sie hett ir haushaltung mertails uf ein britt lassen malen, daran stande wein, brot, salz, schmalz, air,

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fleisch, visch, obs und anders, nach der ordnung gemalet. Was sie dann teglichs oder wochenlichs verprauchte in die haushaltung, das verzaichnet sie an iedes gehörigs ort mit ainer kreiden, darauf sie vil fleis legt und groß achtung darauf gab. Es trueg sich auch vilmals zu, das sie ir brueder,

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grafe Christof, heimsuchet, dergleichen ire baide söne, schenk Wilhelm und schenk Hanns, die namen sich keines unwillens gegen ir an. Es kamen auch sonst ander graven und herren, denen sie bekannt, zu ir, die sie ansprachen. Begab sich zu manchem mal, wann dieselbigen die gemalt dafel hünder

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dem offen fanden und erfragt, was die bedeuten were, das sie dann in irem abwesen solchs abwütschten oder aber vil mehr hinzu verzaichneten, derhalben sie manichmal, wann sie es markt, übel zufriden war. Aber es wolts weder der brueder, noch die sön oder auch andere haben gethon oder

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daran schuldig sein. Sie ist gar nahe bei zweien jaren, oder etwas darüber, also beim brueder zu Sigmaringen und zu Hedingen gewest. Nachdem aber gedachter ir brueder,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_064.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)