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so feind war sie im. Gleichwol hernach ein verstendiger, holtselliger und ufrechter herr ußer ime worden. So kont auch die jung fraw wol beschulden zu zeiten, das man übel an ir ware, dann sie mocht niemands irs herr, schenk

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Wilhalms, verwanten bei ir oder umb sich gedulden, das sich an dem sonderlichen erwiesen, so schenk Albrecht oder schenk Erasmus derzeit zu irem brueder, schenk Wilhelm, gen Gailndorf kommen, so hat sie so schlecht et a tant maigr chere sich gegen inen erwisen, das sie wol vermerkt

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haben, sie des orts nit vast wilkom seien, darumb auch dester fürderlicher wider abgeschaiden. Dessen hat schenk Erassmus hernach, wie er zu Straßburg bischof worden, nie vergessen, sonder es habens die jungen herren und frölin zum höchsten entgelten müeßen, deren er sich nichs

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angenommen, oder doch nit mehr, dann er ehren oder schanden halb thon müeßen. Das ist in eim ieden geschlecht wol zu bedenken und das ain ieder regierender herr in solchen fellen sein weib nit soll maister sein lassen. Ußer solchen und andern fürfallenden sachen begab sich, das die weiber

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nit konten bei ainandern bleiben oder sich vergleichen, derhalben do drachtet die alt fraw immerdar, wie sie mit fuegen von irem son, schenk Wilhalm, und seinem weib schaiden megte. Nun het ir ander weltlicher son, schenk Hanns, auch ain teil von der herrschaft, der zoch die guet alt

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muetter mit gueten worten zu sich, gab ir für, er welt ir ain schöne behausung ins stetlin Gailndorf bawen, darin sie ungeirrt wonnen megte. Das war ir ain große frewdt, also auch, das sie den andern son damit anfieng bochen und zu drutzen und gar nahe kain guet wort zu geben. Es het

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aber ir son, schenk Hanns, ein dirnen an ime hangen, derselbigen zu lieb und zu gefallen het er disen baw ins werk gericht. Das wust aber sein fraw muetter nit, darumb, wie der baw vollendet, do satzt er dieselbig cortisana ins haus und vergaß seiner muetter über allen gethonnen won, dessen

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dann schenk Wilhelm und sein weib auch nit sonders laidig waren. Dieweil sie aber nun mit baiden iren sönen nit wol zu pass, do wolt sie auch lenger bei inen zu Gailndorf nit bleiben, sonder fuer herauf zu irem brueder, graf Christofen, geen Sigmaringen, der dozumal noch lepte. Bei dem wardt

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sie ain kurze zeit, das sie auch sich nit bei ainandern kunten vergleichen, dann ir mainung war, die überig zeit ires lebens im landt zu Schwaben zu verschließen. Damit sie aber


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_063.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)