Seite:De Zimmerische Chronik 3 049.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vom erb, gleichwol wider [664] alle billichait, entzogen, dann er von recht wegen sonst ain ainziger erb ex asse, wie man sprücht, des orts gewest were. Dieses alles, wie man vermaint, hat grave Christof im todtbet vorbetrachtet, welches

5

in dermaßen geängstiget, das im, nachdem ime die rede schier gar gelegen, der kalt schweiß über allen seinen leib außgangen, und wiewol er ain langer, dürrer man alle sein tag gewest, iedoch hat ine also der schweis übereilt, das man ime die hembder und die leinlacher stettigs abwichslen

10

müeßen, das [man], wiewol es ungleublich ist zu hören, dieselbigen ußwinden kinden und vil geachtet, er seie mit großen ängsten und schier in ainer verzweiflung von diser welt abgeschaiden. Got waist den rechten grundt, und seie uns zu allen zeiten und sonderlichen am abtrucken gnedig

15

und barmherzig! Etliche nacht darvor hat man vil gerümpels zu Sigmaringen im schloß gehört und ist ganz ungeheur gewesen, das auch die wächter die gespenst zum thail gesehen. Es hat sich gleichwol der graf bei einem viertel eins jars darvor seins absterbens besorgt, dann es hat zu

20

Trochtelfingen ein großen gehawen stein ob der herrschaft grebnus, wie man in das gewelb hinab get, und ist von vil jaren here ein gemaine sag gewest, wann derselbig stein, der doch sonst mit einem kalch oder katt wurt vergossen, anfahe lotter werden und wacken, so seie es unfellig, es

25

sterbe etwar von der herrschaft und das man den stein bald erheben müeß etc. Das beschahe grafe Christoffen auch, dann er war ainsmals und noch bei gueter gesundhait etliche monat zuvor zu Trochtelfingen, und wiewol im die gemain sag dieses grabsteins halben bewist und derhalben

30

all sein tag gehüetet hett, sovil müglich, uf den stain zu dretten, so kont er sich doch uf dißmal so wol nit fürsehen, er drat daruf, das der stain hell und haiter under ime anfieng zu wacken. Er name ime ein große fantasei hievon, die ine auch nit betrog, dann er starb in wenig monaten

35

dahin. Das aber durch sollichs zaichen eins mentschen todt zu zeiten werdt verkündt, das erfindt er, ußer teglichen erfarung, zu Lusingen, Kirchen und Güntersdal. Zu Lusingen, sagt man, wann ain künig von Frankreich sterben, so höre man etliche nächt darvor ain grausams geschrai umb das

40

schloß, und das soll die Melusina sein. So wissen wir, das zu Güntersdal, ist ein closter im Preisgew, so die edelleut von Plumneck sollen gestiftet haben, biß anhere ein gewiss


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_049.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)