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leutern. Disen fürschlag oder beschaid haben baide partheien bewilliget, dann sie baiderseits die von Überlingen zu güetlichen underthedingern[1] wol leiden mechten. Es vermaint auch herr Johanns Wernher, der bischof dörft sich

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mit der herrschaft Bollingen nit so mausig machen, seitmals die von alter here dem stift Costanz nit gehört, sonder durch practiken were bekomen worden; dann solch dorf Bollingen und das ampt hat vor vil jaren dem gotzhaus Salmansweil zugehört. Dieweil aber ein bischof von Costanz

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auch was gerechtigkait aldo, gab es degliche spenn. Grave Albeck von Sulz, der alt, ware nit ungeschwindt, thete sich zu dem abt, practiciert mit ime, er solt ime Bollingen ain kleine zeit eingeben, er wellts im alles richtig machen. Der abt trawet dem grafen. Der nimpt Bollingen ein, besitzt

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es auch und handelt, als ob es sein aigen were, etliche jare. Den mocht der abt mit großer mühe und marter, auch mit hilf aines bischofs von Costanz wider darvon pringen. Der bischof vergaß sein selbs auch nit und name Bolingen ein, behielt das zum bischtumb, von weniger zanks wegen, und

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vertrueg sich mit dem abt. Der war fro, das im dennost etwas warde, do er sahe, wie es zugieng. Diser that halben ward grave Albeck bei vilen für ain ungetrewen mann [646] geachtet und vor dem sich wol wer fürzusehen. Des ward ain abt von Sant Gergen domals bezigen, das er sollt geredt

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haben, graf Albeck wer ain ungetrewer graf. Solchs hub im der graf uf ain zeit vor vilen leuten uf, wolt ie wissen, warumb er das uf in geredt het. Der apt war nit ungeschwindt mit ainer antwurt, sprach: »Herr, ir thuen mir unrecht, ich habs nit gesagt, das ir ain ungetrewer graf

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seiet, aber es ist nit lang, da hab ichs gedacht.« Es lachet iederman, und zoch der graf darvon, wüscht das maul und het sein theil. Diser graf Albeck hat seinem geschlecht wol gehauset, die erbdochter von Brandis überkomen, von der ime alle brandisische güeter und verlassenschaft

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zugefallen, und ist er uf[2] ain groß alter komen. Wie er zum todt krank worden und man im nit gern sagen wellen, wie die sachen beschaffen und das er sich in ain andere welt schick, do hat ers selbs gemerkt und gesprochen: »Wolan, ir wellens mir nit sagen, aber ich sihe wol, ich muß

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mausen.«


  1. underthedingern] hs. undertheingem.
  2. uf] hs. von.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_016.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)