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feinds sich auch nit gesaumpt, sein also baid, wie das hundle von Pretten[1], darvon kommen.

* [1473] In disem 1533 jar hat sich ain seltzame abenteur nit fer von Messkürch begeben, bei ainem dorf, genannt

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Rinkenbach, ist der aptissin von Waldt. Daselbst in weitem feld, im esch, hat man umb sant Johanns tag im sommer etliche nächt heren dreschen. Das haben vil erlicher, warhafteger leut gehert, man het aber niemands gesehen, derhalben auch für ain lauters gespenst geachtet worden, als

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es auch an im selbs ist gewest. * Aber im jar 1560 nechsthin, zu anfang desselben jars, do hat sich ain gedechtnuswirdige sach mit zwaien jungen knaben zu und bei Speir begeben, under denen der ein dreizehenjärig, der ander bei vierzehen jaren, baide ußer

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der statt Speir gepürtig. Haben nahendt bei dem Rhein der ross gehüetet, hat der jünger ain äxtlin in der handt gehapt und under andern schimpfreden zu seinem gesellen gesagt: »Ich het ain lust, ich sollt dir den kopf abhawen.« Uf solches der ander geantwurtet: »Wie woltestu mir mit

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disem unachtbarn äxtlin den kopf kinden abhawen?« Zwischen solchen und dergleichen gesprech hat gedachter dreizehenjäriger knab das äxtlin gezuckt und seinen mitgesellen an das haupt geschlagen, das er zu boden gefallen; darauf ime in zwaien streichen den kopf gar abgehawen, die cleider

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angelegt und den cörpel neben dem Rhein hünder das gesteudig verborgen. Uf den aubent ist er mit den rossen heim gefaren und hat sich uf dem weg und zu haus frölich und muetsam gehalten. Der vatter hat ine befragt, von wannen ime solche claider, dann er, der knab, zuvor alt,

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zerrissen kleider angetragen und izundt ein bössern tausch getroffen, herkommen oder zugestanden, darauf der bueb geantwurt, es seie ain kriegsman uf der waidt zu im kommen und ine angesprochen, ob er mit ime well ziehen, so well er im dise cleider geben und also herfür bringen, das

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er hinfüro des viechs nit hüeten dörf. Solches hat der vatter lasen ein redt sein und das glaubt. Hiezwischen haben die eltern des entleibten knaben allerlai nachforschung


  1. wie das hundle von Pretten] über dieses sprichwort s. Gehres, Bretten's kleine Chronik s. 8—11; W. Wackernagel, kleine Schriften I, 423 ff.; J. Franck, Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1880, sp. 332. Franck glaubt, dass Heberer, Servitus Aegyptica, 1610, die früheste quelle für diese sage sei; die erwähnung in dieser chronik ist jedoch älter.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_012.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)