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apoteken er war, ußspeuzet und wider hinder sich wich, mit allerhand spitzreden. Doch ward diser defeckt mit aim becher mit wein wider gericht. Ich glaub, so herzog Alexander von Medices zu Florenz den Conradten von Sickingen

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also mit seiner langen, ungereumpten nasen het angetroffen, er het im domit was schmerzen zugefüegt, oder doch im selbs die nasen daselbs verbrüet und verbrennt. * Man findt auch, das gleichergestalt ain sollicher gaist vor vil jaren zu Hildishaim sich enthalten hab. Der hat

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sich genempt der Hutgen; ist nit in einem haus bliben, da er hab gewonet, sonder darafter in der statt, iez bei dem, dann bei eim andern. Er hat menigclichem gedienet und manich bös stuck, das sonst fürgangen, entdeckt, auch solchs damit verhüet. Darumb hat ine iederman entsessen.

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Uf ain zeit hat ain kaufman daselbs ain weite rais zu thuen gehapt und sich in ainer gueten zeit nit versehen, widerumb anhaimsch zu sein. Dieweil er dann ain jungs, frechs weib und dem er nit allerdings so wol getrawet, dann es war ain man, dem die welt erkannt, do raisete er gleich als

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in ainer verzweifelung darvon, nam alle beschwerdt so leucht uf, als ime immer müglich war, besorgt für und für, im megte ain ai ins nest gelegt werden. Derhalben, wie er sein hausfraw gesegnet, die ohne zweifel seins abschaidens nit sonderlich hoch erschrocken, sprach er in ainem gespött

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zum abreiten: »Wolan Hutgen, du thuest uns burgern und inwonnern alhie zu Hildeshaim[1] vil dienst und bist ein gemainer diener und ufseher, ich will dir in meinem abwesen mein weib und kinder, auch haus und hof getrewlichen bevolchen haben, hab guet sorg!« Der Hutgen war zugegen,

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wie der kaufman das sagt, wiewol in niemands sahe. Der gab kain antwurt hierüber. Darauf der kaufman mit aim schweren herzen darvon rit. War auch seinen gescheften nachraisen und ain lange zeit auß sein. Hiezwischen het die guet fraw oftermals gern gelemmert, dann es waren

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pfaffen und laien und allerlai sorten der mentschen vorhanden. Die warden berüeft, ainsteils berüeften sich auch selbers, und aber der Hutgen het so gar guet sorg und achtung uf die frawen, das sie vor ime kein pfeil kont ufbringen, und do schon die Saxenkerlen cum apertis lanceis

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vorhanden und ire gugelfur vermainten zu geprauchen, so


  1. Hildeshaim] die hs. hat Halberstatt, ebenso unten s. II, 22.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_010.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)