Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. | |
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* [1517] Es ist sonst diser Reinhart[1] von Sachsenhaim herzog Ulrichs von Würtenberg gehaimer und ganz familiar gewest, zugleich wie Bernhart Göller [von][2] Massenbach und andere auch, iedoch ist er in einem sollichen ansehen nit
gewest, wie iezbenannten, schafft, das er, ein frommer alter Deutscher, sich in keine seltzamme, krumme[3] hendel einlassen wollt oder ainiche weitleufigkait suchen. Darum ward er auch nit zu den haimlichen witzen gepraucht, sonder allain zu kurzweil und allerhand fatzwerk. Er gesach nit
sonderlichen wol, darum so schickt in der herzog zu zeiten in sein cammer, das und jenes zu suchen und zu bringen. So er dann in die kammer kam, coecutiens[4], het hievor der herzog etwan ain oder zwen seiner großen englischen hund in die cammer füren lassen; denen het man von merer sicherhait
willen maulkörb angelegt. Dieselbigen kamen dann zu disem Reinharten, stißen den guten man und theten im ain sollichen übertrang, das er sich iren nit erweren kont, sonder nach hilf schreien mußt. Darab het der herzog ain sonders wolgefallen, dann, wie man sagt, hat er wenig freud oder lacht
selten, dann so ain land undergieng oder das es etwarn nach seinem gefallen nit zustund. Es hett herzog Ulrich noch ain sollichen vom adel, hieß Conrad von Sickingen, war der alten ainer, saß zu Sickingen im haus seines stammens und namens. Der kam ainsmals zum herzogen. Der
hieß inne in sein gemach gegen abends hinder den offen uf ain schemmel sten, mit dem befelch, das er die hosen überab ziehen, und da etwar ußer seim befelch darhinder laufen, das er denselbigen mit der nasen anlaufen sollt lassen. Sickingen war gehorsam, thets. So kompt Reinhart
von Sachsenhaim nach seinem geprauch zum herzogen. Wie der nun vermaint, das Sickingen hinder offen sich darzu gerüst, und wol wusst, das Reinhart nit wol sahe, spricht er: »Ach Reinhart, hol mir das und das hinder offen!« Der thets und geht hinder den offen, one alles schewen, so
fer, das er dem Conradten von Sickingen mit der nasen ans geseß kompt, das er wol schmecken kont, bei welcher
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_009.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)