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glaub bestünd allain in worten, der jüdisch glaub im edlen gestain, aber der haidnisch in kreutern. Es het diser edelman von Hartenberg ein schöne schwester, derselbigen zu lieb, wolten vil achten und gewisslich darfür haben, wer

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der gaist im haus, dann er pflag zu zeiten den edelman sein schwager zu nennen. Den leret er under anderm, so oft er nachts niderging oder des morgens ufstüende, oder auch sonst was namhafts zu schafen und anzufahen het, solt er allwegen vorhin sich Gott befelhen und den selbigen mit

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disen worten bekennen: »Increatus pater, increatus filius, increatus spiritus sanctus!« Er ist letstlich von im abgeschaiden, das niemands waist, wohin. Bei unsern zeiten und in wenig jaren ist auch ain sollichs gespenst geen Sachsenheim zu den edelleuten [641]

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des namens kommen. Das ist etliche jar bei inen bliben, hat sich genennt Entenwigk, hat auch geredt, aber anders nit, dann wie ain vogelstim, anzeicht, er sei von den verstoßnen engeln ußer dem himel, hab sich aber so hoch nit, wie andere, versündiget, darumb er auch noch verhoff, zu

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gnaden zu kommen und ewigclichen nit verloren zu sein. Mancherlai bericht hat er geben, wo er die zeit, von seiner verstoßung an zu rechnen, sich enthalten, under anderm aber, das er mehr, dann ain tausent jar, in ainem kleinen rörlin in aim mos gesessen und seiner gelegenhait, das er

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da dannen kommen künde, erwartet. Wie er von den edelleuten, insonderhait Bernharten von Sachsenheim, dessen gar gueter gesell er gewest, befragt worden, wie er geen Sachsenhaim kom, hat er im geantwort, er, Bernhart, hab ain raisigen diener zu Cöln gehapt, welches dann war

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gewest, und kurzlich darvon geen Sachsenheim komen, mit dem sei er herauf geraist, sei stettigs hünder im ufm ross gesessen. Dessen hat er guete anzaig gethon und warzaichen gesagt, die der diener war sein bekennt hat; auch vermeldet, das die ganz rais am heraufziehen sein pferdt

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ganz schwerlich gangen, als ob es ain grosen last trüege, wiewol er dessen kain gründliche ursach hab künden wissen. Alle dienstbarkaiten und was im schloß zu thuon gewest, das hat er ganz willigclichen, so im das befolchen worden, verricht. Er hat den leuten vorgezündt mit liechter,

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kartenspill und anders, was er gehaißen worden, gebracht. Solchs hat man im luft sehen daher geen und niemands, der das getragen, sehen künden. Keiner hat ine nie greifen künden.

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_006.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)