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Was er aber sonst für ain seltzamer, abenteurlicher compani gewest, wie er seine concubinas tractiert und etwann die für ain laden herauß gehenkt, auch sonst ain haushaltung gehapt, das ist hieher nit dienstlich, wurt villeucht an ainem

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andern ort, da sich das füegt, gemeldt werden. Disem gegenwurtigen capitel mueß ich noch ains anhenken, das fürwar lecherlich zu hören, vil kurzweiliger aber gewesen zu sehen. Im closter zu Oberndorf sein neben andern closterfrawen zwo schwestern gewesen vom adel,

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des geschlechts von Wehingen. Die sein ainsmals geen Marggrafen-Baden geraist. Als sie nun am widerkeren und schier wider haim kommen, namlich geen Sulz uf die staig, do ist irem furman, der sie in einer bennen gefüert, was not beschehen, das er ain wenig ußerm weg in die hecken

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müesen abweichen. Der hat nun den karch mit den nonnen im weg steen lassen. Als es aber sommers zeiten und ganz haiß wetter, haben die ross im karen gestampfet und nach den mugken geschlagen. Damit hat der karch, so in der staig ganz dalheldig gestanden, sich bewegt und ist von

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im selbs fort gangen. So haben die ross auch gezogen, also ist der karch in den gang komen, das er die ross überloffen. In hat der furman nit wider erlaufen künden. Die gueten nonnen, als der karch also in sprüngen die [638] staig abher gangen, und zu zeiten, wann er an den grosen

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stainen angestoßen, haben sie die arm und hend ufgehept und mit grosem geschrai hilf begert. Zu letst haben sie sich lenger in der bennen nit erhalten künden, es ist die ein da, die ander dort ußer geflogen und sein ain guete weil von dem schrecken halb für todt alda gelegen. Sonst

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ist inen nichs beschehen. Vil mentschen, die solche karrenfart in der staig gesehen, haben nicht gewist, was das für ain wesen, und vermaint, das wuteshere kom daher gefaren. Ist vast ain handel gewesen, dergleichen sich vor jaren bei Amorbach uf dem Ottenwaldt zutragen; dann Amorbach

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ein stettle und ain mechtige aptei von münchen darin, so von Pipino soll gestiftet sein. Darob uf dem perg ligt ain cleins frawenclesterle. Do sagt man, das ain münch ußer großem muetwillen pflegen hab, in ain groß weinfaß zu ainer nonnen zu schlupfen. Als nun das mermals beschehen,

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haben etlich guet gesellen der sach wargenommen und uf ain zeit den münch und die nonnen im vaß verkuntschaft. Derhalben sie herzu geschlichen, haben das vaß biß uf die


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 650. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_650.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)