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mit gueten worten ab. Der het sein beschaidt und zoge wider ab mit seinen armen leuten. Es blib ain zeit lang ansteen, das der münch nit kam. Das verwundert den edelman und befragt derhalben die frawen, ob im was

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widerdrieß begegnet. Die guet fraw sagt user einfalt irem junkern alle reden und was sich verloffen. Der edelman schwig still und behielts tief in seinem herzen. Und als über etlich wochen darnach der münch vermaint, es wer vergessen und schon hin, da kompt er geen Lechenich und bracht sonst

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noch ain frater mit sich. Der edelman empfieng sie ganz freintlich und mit gueten worten. Nichs destoweniger, als es[1] domals gar ain kalte zeit, ließ er im binthaus ein grose, tiefe standen mit wasser zufüllen, berüeft herr Dieterichen, der sich des abzugs gar nit versahe. Dem sagt er die fünf

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wort, under anderm sprechendt: »Wolan münch, bistu so hitzig, ich will dich erküelen lassen und erfaren, so man dich übern rugken strich, wie du den schwanz wellest ufheben.« Der münch füel dem edelman zu füeßen und bat umb gnad, aber da war kain barmherzigkait. Der edelman

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het etlich diener bei sich, die zogen den münch aller nackendt ab. Do sahe man wol, das er kain münch, sonder ain hengst war. Der edelman zuckt sein schwert und trang den münch, das er in die butten mit wasser sprang. Etlich mal zuckt er mit dem schwert, als ob er in uf die blatten

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hawen welt, so duckt sich dann der münch mit dem haupt under das wasser. Das trib er so lang und vil mit im, das der münch schier vor frost erstarret, und war im die hitze und gaile suber und gar vergangen. Als nun die abenteur ein guete weil geweret, ließ der edelman den münch wider

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ußer dem schwaißbadt, und glaub, so im alle die weiber zwischen Cöln und Basel über den rugken gestrichen, im würde nit, wie der katzen, als hieob gemeldt worden, beschehen sein, das sich der schwanz het ufgericht. Uf solchs ist der münch alda abgeschaiden und hinnach nit mehr

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kommen. * [1463] Von disem hitzigen, weibsgirigen fratre hetten auch nachvolgende carmina mögen[2] gesagt werden, die man sonst gemainlich von den Barfüser, auch ander ordensmünchen pfligt ußzugeben:

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»Fratres minores pervertunt mores,
Pulchras visitando sorores.

  1. es] hs. er.
  2. mögen] hs. mögten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite xxx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_638.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)